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Fachbeiträge zur Sonderausstellung "Frau Holle - Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen", 2009 / 2010

von Andrea Jakob, Meiningen 


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Grafik: Der Weihnachtsumzug der Frau Holle

Diese Grafik von einem unbekannten Künstler stammt aus dem Besitz von Karl Paetow, dem Gründer des Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen und wirft viele Fragen auf. In der Ausstellung im Meininger Schloss Elisabethenburg wurden zwar einige Bräuche mit Frau Holle aus Thüringen vorgestellt, doch an keinem der geschilderten Bräuche nimmt ein Bock- und Pritschenmeister und schon gar kein Schimmelreiter teil. So dass wir den Ort dieses wahrscheinlich schon vergangenen Brauches nicht mehr lokalisieren können. Doch vielleicht wissen Sie etwas mehr?

Bei meinen Befragungen auf den Dörfern hat es sich immer wieder herausgestellt, dass Thüringen und das Frankenland ungemein reich an alljährlich wiederkehrenden Gepflogenheiten oder Bräuchen ist. Immer wieder finden sich in irgendwo neue interessante Nachrichten an. So ist die Hullefra mit den Herrschekloesen in Gethles am 23. Dezember unterwegs und am 2. Januar steigt in Schnett die Hullefraansnacht. Es ist daher eigentlich unmöglich, die Recherchen über Bräuche vollständig abzuschließen. Deshalb lagen im Brauch-Raum der Sonderausstellung im Schloss Fragebögen aus, um weitere Informationen auch über andere Bräuche zu sammeln. Die Umfrage soll weiter gehen. Falls Sie Kenntnis von Bräuchen haben oder diesen auf der Abbildung kennen, informieren Sie uns bitte per Telefon 03693 881014 oder per Mail a.jakob@meiningermuseen.de. Vielen Dank!
 

Abbildung: Weihnachtsumzug der Frau Holle mit Schimmelreiter, Bock- und Pritschenmeister in Thüringen, Holzstich, um 1870
Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen


Die Heiligen 12 Nächte und der Holle-Wagen

Vorzugsweise in Ostthüringen, aber auch in der Werraregion sind Erzählungen von Frau Holle oder Frau Perchta verbreitet, die während der Heiligen 12 Nächte auf einem Wagen unterwegs ist. Und wenn ihr jemand auf ihrem Weg begegnet, dann ist meist etwas an ihrem Wagen zu reparieren. So trägt es sich zu, dass sie dann denjenigen bittet, dies zu reparieren, was die Angesprochenen auch bereitwillig tun. Doch als Lohn erhalten sie nur die angefallenen Späne. So ist die Enttäuschung regelmäßig groß. Doch kaum kommen die Helfer nach Hause, stellen sie fest, dass sich ihre Späne in Gold verwandelt haben.

Die Heiligen 12 Nächte, der Hauptumgangszeit der Frau Holle, beginnen in der Regel in der Weihnachtsnacht und enden in der Nacht vor dem Dreikönigstag am 6. Januar. Diese gleichzeitige Weihnachtszeit liegt in der kältesten und dunkelsten Zeit des Jahres. Die Nacht dauert nun bis zu sechzehn Stunden, schwach nur wärmt die Sonne. Da Dämonen und Geister den Mächten der Finsternis entstammen, sollen sie in den 12 Rauhnächten die größte Macht haben. Für die Menschen früher war diese Zeit eine Zeit zwischen den Zeiten. In diesen Zwölf Nächten schien die Ordnung der Welt in Frage gestellt. Daher versuchte man den Einfluss böser Geister und Gespenster abzuwehren. Gleichzeitig wurden aber auch die guten Kräfte und Geister geweckt und beschworen. So fungierten die Heiligen 12 Nächte als Zwischennächte, als beliebte Sagen-, Brauch-, Los- und Orakeltage.
 

Abbildung: Trude Friebus, Der Frauenwagen bzw. Frau Holle lässt ihren Wagen verkeilen, Gouache, um 1955, Leihgabe des Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen


Die Schwarzaer Frau-Holle-Sage

Besonders weit verbreitet war die Sage von Frau Holle und dem treuen Eckart. Über diese Geschichte verfasste Johann Wolfgang von Goethe sogar ein Gedicht. Doch heute ist diese Sage nicht einmal allen Bewohnern von Schwarza geläufig.

Dort zog einst in den Heiligen 12 Nächten Frau Holle mit ihrem wütenden Heer hindurch. Einmal waren zwei Knaben unterwegs, die aus dem nächsten Dorf Bier geholt hatten. Als sie die Schatten des Heeres sahen, versteckten sie sich. Doch einige Furien aber eilten nach und tranken das Bier aus. Danach wollten die erschrockenen Kinder betrübt nach Hause gehen, denn sie hatten kein Geld, um anderes Bier zu holen. Da kam der treue Eckart zu ihnen und sagte, dass sie sich richtig verhalten hätten und sie sollten getrost nach Hause gehen, aber in den nächsten drei Tagen niemandem ihr Erlebnis erzählen. Als sie nach Hause kamen, so waren die Krüge voll. Und man konnte so viel, wie man wollte, davon trinken, das Bier ging nicht zur Neige. Als nach drei Tagen die Knaben zu plaudern wagten, da versiegte das treffliche Bier in den Kannen.

Da die einst so wichtigen Heiligen 12 Nächte kaum noch bekannt sind, wurden sie bereits bei einer anderen Gelegenheit erklärt. Doch man fragt sich sicher, wie diese entstanden sind. Bekanntermaßen richtet sich die Zeitrechnung nach der Sonne. Doch es besteht eine Unstimmigkeit zwischen den 12 Mondumläufen=Monaten und dem Sonnenjahr von etwa 11 Tagen Überschusszeit (in den meisten Kulturen wurden daraus 12 Tage). Diese sah man als Schwellenphase bzw. als Übergang, als eine Zeit zwischen den Zeiten an. Damit verbunden war eine Phase der Sorge und damit aber auch eine für Rituale empfängliche Zeit. Auch viele Sagen um Frau Holle konzentrieren sich auf diese Tage bzw. Nächte. Zwar erschien sie das ganze Jahr über, aber auffällig gehäuft während der Zeit der Heiligen 12 Nächte.
Zu den wichtigsten Terminen gehörte neben der Christ- und Sylvesternacht auch die Nacht vor dem Dreikönigstag, nicht umsonst wurde diese oft als Bercht(en)abend/-nacht oder Frau Hollen-Abend/-Nacht bezeichnet.

Abbildung:Wildes Heer, 2009, Farbfotografie Dana Seugling


Frau Holle als Luzia

  

Beide Abbildungen waren Leihgaben aus dem Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen für die Meininger Ausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen. Auf dem Werbehandzettel zu einem Buch von Karl Paetwow über Frau Holle wird sie mit der schwedischen Luzia gleichgesetzt. Und tatsächlich verschmolz vor allem in süddeutschen Gebieten die katholische Heilige mit der mythischen Gestalt der Frau Holle bzw. Frau Percht. Dort erschienen sowohl Frau Percht als auch Luzia als Gabenbringerin, aber auch als Kinderfresserin. Auch Luzia galt, wie bei uns die Hullewetz, in verschiedenen Gegenden Bayerns oder Böhmens als Bauchaufschneiderin. Somit fungierte sie nicht nur als Lichtbringerin, sondern auch als dunkle Dämonin. Da ihr Namenstag am 13. Dezember nach altem gregorianischem Kalender mit der Wintersonnenwende zusammenfiel, hat sich seit etwa 100 Jahren, vor allem im Schweden, ein vorweihnachtliches Fest mit Lichtritualen herausgebildet. Ihr Name wird vom lateinischen Wort lux-Licht abgeleitet.

Der 1903 in Fürstenwalde geborene Wissenschaftler (Germanistik, Kunstgeschichte und Volkskunde) Karl Paetow hatte Märchen und Sagen gesammelt und herausgegeben. So bemühte er sich auch um die schon verblassten örtlichen Überlieferungen u. a. von Frau Holle. Frau Holle wird dabei von den einseitig entstellenden Zügen der hexenhaften willkürlichen Dämonengestalt befreit und deren ursprüngliche Erscheinung als hilfreiche mütterliche Frau hervorgehoben. Paetow hatte zudem nach seiner Pensionierung das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen gegründet. Aus dessen Sammlungen stammten auch ein großer Teil der Leihgaben für die große Frau Holle-Ausstellung im Schloss Elisabethenburg.


Abbildungen:
Hans Happ(?), Werbung für Karl Paetows Buch „Frau Holle“, Beidseitig bedruckter Handzettel, 1950er Jahre
Fritz Schickert, Die schwedische Luzia, Gouache, 1953


Frau Holle schüttelt die Betten?

Allgemein heißt es, wenn es schneit, schüttelt Frau Holle die Betten aus – und wir führen diese Redewendung auf das Märchen von Frau Holle zurück. Doch in der Ausstellung der Meininger Museen „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ wird festgestellt, dass es dem nicht so ist. Denn das Grimmsche Märchen ist 1812 zum ersten Mal erschienen und war damals noch kein Erfolg. Schon 1816 heißt es in einem Kommentar zu einem Gedicht über „Thüringens alte Götter“: „im Thüringischen Gebirge nach Franken zu sagt man noch ziemlich allgemein, wenn es einen Schnee legt: Frau Holle schüttelt ihr Bett aus“. Der Autor dieses Textes kannte das Grimmsche Märchen offensichtlich noch nicht. Tatsächlich liest man auch an anderen Stellen wie auch in der Brücknerschen Landeskunde von dieser im Hennebergischen allgemeinen Redewendung. Auch in der Gegend zwischen Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg ist Frau Holle für den Schnee verantwortlich.

Und erst nach 1850 taucht diese Geschichte – beeinflusst durch das Holle-Märchen – dann auch außerhalb Mitteldeutschlands auf. Es heißt auch, dass sie an jedem Tag der Heiligen 12 Nächte dasjenige Wetter macht, das im entsprechenden Monat herrschen wird – daher muss sie im ganzen Jahr für das Wetter zuständig sein. Manchmal sagte man, weil Holle zum Sonntag ihren Schleier wieder trocken haben will, sorgt sie bis dahin für gutes Wetter. Das Motiv der Bettfedern bzw. Tierfedern als Sinnbild für Schneeflocken kennt man übrigens schon seit der Antike.


Abbildung: A. Cohrs, Frau Holle lässt es auf der Erde schneien
Gouache nach Otto Ubbelohde, um 1950, Leihgabe des Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen


Das Tränenkrüglein

Einst spielten Märchen keine so große Rolle wie vielmehr die Sagen, deren Realitätsanspruch höher ist: Diese kurze Erzählung von unglaubhaften, fantastischen Ereignissen ist entweder als Wahrheitsbericht aufgebaut oder beruht auf tatsächlichen Begebenheiten. Noch unsere Vorfahren kannten etliche Sagen von Frau Holle. In Ostthüringen zwischen Saalfeld und Zeulenroda erzählte man sich oft dieselben Sagen, nur wurde Frau Holle dort Frau Perchta genannt. So erzählt der Meininger Ludwig Bechstein dass einer Mutter bei Pößneck das einzige Kind gestorben war. Der Jammer der Mutter kannte keine Grenzen, so sehr musste sie den Tod ihres Lieblings beweinen. Einmal kniete sie wieder nächtelang am Grab und es war Perchtenzeit. Da zog auf einmal Perchta vorbei, begleitet von einer unübersehbaren Schar von Kinderseelen. Hinterdrein lief das verstorbene Kind der Frau mit einem Krüglein in seinen Händen, das bis an den Rand mit Tränen gefüllt war. Es hatte schwer zu tragen und konnte den anderen kaum folgen. Die Frau wollte dem Kind über eine Umfriedung helfen und erst da bemerkte sie, dass es ihr Eigenes war. Und da sprach das Kind zu ihr, dass es seine Ruhe nicht erlangen könne, wenn noch so viele Tränen in den Krug fallen. Die Mutter überkam der ganze Schmerz noch einmal, aber dann ging sie fort und weinte keine einzige Träne mehr.

Abbildung: Gisela Heller, Das Tränenkrüglein
Federzeichnung, 1955, Leihgabe des Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen


Backmodeln aus Arnstadt

Aus Eisenach ist überliefert, dass man früher zu Weihnachten Pfefferkuchen gebacken hat, auf welchen Frau Holle mit dem Spinnrad oder Spinnrocken abgebildet war. Zwar haben sich keine entsprechenden Backmodeln in Eisenacher Museumsbeständen erhalten, dafür aber im nur 45 km entfernten Arnstadt gleich vier Exemplare. Auch dort weiß man nichts mehr davon, dass mit den abgebildeten Frauen am Spinnrad Frau Holle gemeint sein könnte. Dargestellt sind hier in jedem Fall Frauen einer höheren gesellschaftlichen Schicht, was an der aufwendigen Kleidung und dem Kopfputz sichtbar wird. An sich ist dieser Umstand nicht ungewöhnlich – die wandernden Schnitzer von Backmodeln bevorzugten immer Darstellungen von Adligen oder Angehörigen des oberen Bürgertums. Und auch adlige Damen wurden zu Handarbeiten wie Sticken angehalten, aber offenbar nie zum Spinnen.

Spinnen gehörte zu den eintönigsten und niederen Tätigkeiten, zu der es keiner Ausbildung bedurfte. Das war offenkundig eine Arbeit für einfache Frauen und Mägde. Von Ausnahmen ist nur in Sagen, Märchen und andere Volkserzählungen zu hören. So wird zum Beispiel Dornröschen am Spinnen gehindert, bis es zu der alten Frau, der bösen Fee, in den Turm gelangt. So ist auch aus vielen alten Volkserzählungen überliefert, dass Frau Holle Aufseherin in den Spinnstuben ist und Fleißige belohnt sowie Faule bestraft. Auch dort erscheint sie hauptsächlich während der Heiligen 12 Nächte, aber auch während der Winterszeit zwischen Martini und Lichtmess. In dieser Zeit traf man sich in Spinn- oder Lichtstuben, um die eintönige Arbeit des Verspinnens von Flachs und Wolle in Geselligkeit aufzulockern. Ganz nebenbei sparte man noch an Heizung und Licht.

Somit kann hier die Darstellung von hochgestellten Damen beim Spinnen durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden und auf den Arnstädter Backmodeln ist wahrscheinlich tatsächlich Frau Holle dargestellt worden.

Abbildung: unbekannter Schnitzer, Spekulatius- und Backmodel mit Darstellung einer Spinnerin, Holz, um 1700 bzw. Ende 19. Jahrhundert, Schlossmuseum Arnstadt, Foto Manfred Koch


Breitenbacher Porzellan

Der massive Kartoffelanbau, so wie wir ihn heute kennen, ist als Folge von Hungersnöten anzusehen. Denn die Einführung der Kartoffel ist untrennbar mit der Bedeutung des Brotes als Grundnahrungsmittel verbunden. Fehlte einmal Getreide und damit das Brot, dann bedeutete dies Hungersnot. Gerade während der kleinen Eiszeit konnte man sich nicht mehr auf alljährlich erfolgreichen Getreideanbau verlassen: In unserer Region wuchs vor allem Weizen kaum noch. Hungersnöte waren auch dank zusätzlicher Ursachen wie Kriege und Bevölkerungswachstum die immer regelmäßiger eintreffende Folge, so 1709/10 oder 1739/41, 1756-63 und 1770-72. Immer häufiger trat ein Zustand der ständigen Unterernährung ein, welcher mit der Zeit als normale Lebensbedingung verstanden wurde.

Auch Herzogin Louise Eleonore von Sachsen-Meiningen hatte in der Zeit von 1810/11 und 1817 nicht nur mit den Folgen der napoleonischen Kriege, sondern vor allem mit Hungersnöten in unserer Region zu kämpfen. Das illustrierte die Tasse mit der Untertasse in der Sonderausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ anschaulich: Auf der Untertasse war in Kobaltblau Folgendes zu lesen:

1817 den 18ten Junii
kostete in Breitenbach
das Maas Waitzen –„ 21 – rh
  „       „   Roggen  –„ 20 – :
  „       „   Gerste   –„ 14 – :
  „       „   Erbsen   –„ 20 – :
  „       „   Erdäpfel –„ 7 – :

Demnach war die Kartoffel damals bereits bekannt, aber noch relativ billig. Offenbar hatte man die Bedeutung der Kartoffel als Verhinderin von Hungersnöten noch nicht erkannt: Ihr Anbau war relativ einfach und brachte auch bei schlechten Böden gute Erträge. Doch ihr Anteil an der gesamten Anbaufläche lag um 1817 noch recht niedrig. Der Hunger musste demnach auch in Thüringen erst dramatisch ansteigen, ehe man auf die bereits seit 100-200 Jahren bekannte Kartoffel zurückgriff und diese in großen Mengen anbaute. Aufgrund ihrer schönen Blüten war sie bislang nur als Zierpflanze in botanischen Gärten geschätzt. Die Bauern trauten dem Nachtschattengewächs nicht und setzten die Früchte zunächst nur als Viehfutter ein.

Abbildung: Porzellanmanufaktur Breitenbach, Porzellantasse mit Untertasse
1817, Museum „Otto Ludwig“ Eisfeld


Die verschiedenen Namen der Frau Holle

Frau Holle ist nicht nur im Märchen der Brüder Grimm zu finden, sondern es gibt eine ganze Reihe von heute nur wenig bekannten Sagen, Erzählungen, Bräuchen u. a. Sie haben Frau Holle zu einem deutschlandweiten, ja auch europäischen Phänomen werden lassen. Dabei tritt sie unter verschiedenen Namen auf. Doch die vielen ganz ähnlichen Erzählungen weisen darauf hin, dass es sich um dieselbe Gestalt handeln muss. Vielmehr sind die verschiedenen Namen oft den regionalen Dialekten geschuldet.

Frau Holle ist mit diesem Namen in einem breiten Territorium bekannt, welches sich von Luxemburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz bis hin nach Sachsen erstreckt, mit Thüringen und Hessen als Zentrum. Aber auch Teile des oberdeutschen Sprachgebietes gehören zu ihrem Namensbereich, wie Südthüringen und die Gegend von Würzburg bis hinter Karlsruhe. So hat Frau Holle in unserer Region auch ähnlich Namen wie Frau Roll, Helle oder Hullewetz, Hullebutz, Hullewatsch, Hullekitsch, Hollebönschele oder Hullefra.

Südlich davon herrscht die Frau Percht(a) über einen großes Gebiet, das fast ganz Süddeutschland und Österreich mit Äusläufern umfasst. Dazu gehört aber auch ein Teil von Thüringen, wo in der Gegend von Gräfenthal und Oberweißbach über Orlamünde, Kahla bis hin nach Triptis und Zeulenroda die Bercht(e) umgeht. Der Raum der Herre oder Herke erstreckt sich im Norden Deutschlands über eine relativ große Fläche (von Krefeld, Düsseldorf über Braunschweig nach Sachsen-Anhalt, dem Umland von Berlin und dem nordwestlichen Sachsen).

Zwischen ihr und Holle liegen die relativ kleinen Sprachgebiete der Gode (hauptsächlich um Neustrelitz, Perleberg und Salzwedel) und der Frick (um Prenzlau, Angermünde und Templin). Im nördlichen Sachsen und im südöstlichen Teil von Brandenburg ist dagegen die sorbische Murawa belegt. Ganz im Norden musste Frija zugunsten ihres Göttergatten abdanken. So hatte dort auch der Wode, ein Mann!, die Aufsicht über eine typische Frauenarbeit übernommen, das Spinnen.

Abbildung: Die Verbreitungsgebiete der Frau Holle und ihre verschiedenen Namen
Karte von Andrea Jakob nach Erika Timm


Josephes Kochbuch

In der Ausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ war unter anderem auch ein Porträt der Meininger Hofpredigersgattin Josephe Ackermann neben ihrem Kochbuch zu sehen. Sie wurde als eines von sechs Kindern in der unstandesgemäßen Verbindung von Joseph Graf zu Stolberg-Stolberg mit Charlotte Ulbrich(t) geboren. Der Vater bekannte sich aber zeitlebens zu seinen Kindern und finanzierte ihnen eine solide Ausbildung. Josephe heiratete 1828 den Archidiakonus Dr. Constantin Ackermann und zog neun Jahre später nach Meiningen, da ihr Mann dort eine Anstellung als Hofprediger erhielt.
Aus ihrem Nachlass ist in der Ausstellung aber auch ihr Kochbuch zu finden. Betitelt mit „für Ihro Hochehrwürden: Frau Archidiakonussin ...“ ist das Kochbuch wie auch das Gemälde der Zeit zwischen 1820-1840 zuzuordnen. Die erste Schreiberin und Schenkerin des Kochbuches, das „liebe Finckchen“, konnte dagegen nicht ermittelt werden. Spätere Rezepte wurden von Josephe Ackermann selbst eingetragen. Sie übernahm einige davon von anderen Meiningerinnen, denn es gibt Vermerke mit typischen Meininger Familiennamen wie „Waffeln von der Autenrieth“, „Von der Grund“ oder „Von Frau von Gleichen“.

Das Kochbuch belegt, dass man schon in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts allerhand Köstliches aus der Kartoffel zubereitete. Es sind vor allem Klöße in den unterschiedlichsten Varianten, aber auch Anleitungen zur Herstellung von Kartoffeltorte, Kartoffelpfannkuchen, geschmorten Kartoffeln mit Hering. Allerdings scheint die Oberschicht die Kartoffel früher als die allgemeine Bevölkerung als Bestandteil und Bereicherung des täglichen Speiseplans akzeptiert zu haben. Denn bei einfachen Leuten behielt das Getreide seine Dominanz bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Lange Zeit aß jeder etwa 600-800 Gramm Brot täglich, was auch bis zu 1.500 Gramm ansteigen konnte. Heute dagegen verbraucht der Deutsche etwa 230 g.

Abbildung: Louise Seidler, Josephe Ackermann. Pastell, Bestand Meininger Museen, Foto Manfred Koch


Frau Holle segnet die Fluren

Das Meininger „Lied vom Hütes“ beginnt damit, dass Frau Holle über die Fluren zieht, um diese zu segnen, bevor sie, erbost über den sauren Wein, die Weinstöcke erfrieren lässt. Auch woanders konnte man mit Segenstaten der Frau Holle rechnen: Es hieß, Frau Holle gehe jährlich im Lande umher und verleiht den Äckern Fruchtbarkeit, hilft auch selbst bei der Feldarbeit, spendet Kuchen, auch Blumen und Obst aus ihrem prächtigen unterirdischen Garten. In den zwölf Mittwinternächten schüttelt man nach der Aussage eines alten Mannes aus Buttstedt bei Weimar die Obstbäume mit dem Ruf „Bäumchen schlaft nicht, Frau Holle kommt!“. Nicht umsonst hieß es von den einst blühenden Dörfern Cosdorf und Rödern, dass diese wüst fielen, nachdem menschliches Misstrauen die Percht mit ihren Heimchen vertrieb.

Laut einer Sage von Ludwig Bechstein wurde an einem Dreikönigsabend der Fährmann in Presswitz (liegt heute auf dem Grund der Hohenwarte-Talsperre) zwischen der Hohenwest- und der Alter-Mühle gerufen. Als er zum Fluss kam, sah er eine verschleierte stattliche Frau in weißem Kleid und viele Kinder mit traurigen Mienen um sie herum. Er fuhr dreimal über, denn sein Kahn fasste kaum die Menge der Kleinen. Am jenseitigen Ufer stand auf seinem Acker des Fährmanns Pflug, welchen Frau Perchta während dessen ausbesserte. Nach der Überfahrt sollte er als Lohn für seine Mühe die abgefallenen Späne nehmen. Unwillig und doch voller Furcht raffte der Schiffer einige Späne und fuhr heim. Am Morgen darauf fand er drei schwere Goldstücke und er ärgerte sich, nicht mehr mitgenommen zu haben.

Nun war aber jene Gegend die Heimchen samt ihrer Königin los, so auch ihrer Hilfe und ihres Segens. Die Fluren verödeten und die Dörfer Cosdorf und Rödern verfielen zu Wüstungen. Außerdem kann Frau Percht oder Frau Holle eine goldene Spindel oder ein ewiges Garnknäuel verschenken. Sie gibt den Menschen ihre Weizenernte, der Kuh ihr Gras, segnet die Herden und spendet außer Regen global Fruchtbarkeit. Als Kinderbeschererin ist die Holle oder Percht bei den Slowenen, Schwaben, im Würzburger Raum und in der Rhön bekannt geworden, indem sie den braven Kindern in der Weihnachtszeit (nicht unbedingt am 24.12.) Nüsse und ähnliches bringt.

Abbildung: Johannes Gehrts, Frau Holle segnet die Fluren; Lithographie, 1884, Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen


Frau Holle als Seelenhirtin

Ein Schlüsselbild der Ausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ war eine Leihgabe aus dem Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen. Der in Frankfurt am Main geborene Setzer und Illustrator Alexander Stix hatte auf dem Goldrahmen seines Bildes folgende Inschrift eingearbeitet:

„zur zeit der zwölften zieht berchta im zwielicht /
schauet in stuben, scheuer und stallung /
rührigen reichet sie rocken /
sudelt den säumigen / die spille.
felder und fluren durchfährt, naht der frühling /
berchta bringt knospen, streut bunte blumen /
fleißige finden in furchen /
spiegelnden goldspan / spur ihres pflugs.
im sommer / saftiger beeren / lockende labung:
lustige lauben / und im herbste, in hülle und fülle /
giebt berchta garben, gluthwangige früchte.
allnächtlich / ohne rast ohne ruh /
giebt glück d. göttin, gibt gutes /
holt aus hels brunnen, heimlich herzige /
kussige kleinen, den kindlosen leuten.“

Auch das dazugehörige Gemälde zeigt Frau Holle, bzw. Frau Perchta, in der uns heute leider nicht mehr geläufigen Vielfalt. Sie wird hier nicht bettenschüttelnd dargestellt, sondern mit einem Spinnrocken in der Hand, einem Mühlrad, einem Pflug(?) und umgeben mit einer Schar kleiner Kindern und Symbolen der Fruchtbarkeit (Blumen und Früchte). Tatsächlich vermittelt nur die Kenntnis verschiedener Sagen von Frau Holle deren Vielseitigkeit und ermöglicht uns das Bild zu verstehen.

Abbildung: Alexander Stix (1819–1893), Frau Berchtas, Auszug als Schicksalsspinnerin und Seelenhirtin; Öl auf Leinwand, um 1870, Foto Manfred Koch


Der Heilige Urban

Durch das „Lied vom Hütes“ ist bekanntlich auch ein Bezug zwischen Frau Holle und dem Weinanbau gegeben. Da Unwägbarkeiten des Wetters, Schädlinge oder Krankheiten des Rebstocks große Schäden im Weinbau anrichten konnten, spielten im Volksglauben Weinheilige eine große Rolle. Sie sollten den Schutz der Weinberge und der Reben, der Winzer, der Weinhändler und der mit ihnen verwandten Berufsgruppen sowie der Weinkeller gewährleisten. Bedeutende Weinheilige waren Maria (Marienkirche in Meiningen!), Bonifatius, Georg, Jacobus, Johannes, Kilian, Laurentius, Martin, Nikolaus, Stephan, Urban und Wigbert.

Nördlich der Alpen wird der Papst Urban (3. Jh.), dessen Festtag auf den 25. Mai liegt, als volkstümlichster Weinheiliger verehrt. In günstigen Jahren trifft der Zeitpunkt der Rebblüte mit dem Gedenktag des Heiligen zusammen. Die gefürchteten „Eisheiligen“ waren vorüber und man erhoffte sich eine gute Ernte: Ist Urbani das Wetter schön, wird man volle Weinstöck’ seh’n. Zu diesem Termin mussten auch die Weinbergsarbeiten abgeschlossen sein.
In Thüringen sind für den St. Urbanstag Flurprozessionen, verbunden mit Bittgebeten für das Gedeihen der Reben, bezeugt. In Arnstadt z. B. wurde das mit Laub und Blumen geschmückte Bild des Heiligen in feierlichem Umzug durch die Straßen getragen und bei jedem Weinbergsbesitzer eine Weinspende in Empfang genommen. Blieb das Wetter schön, feierte man ausgelassen. Regnete es, dann wurde abends das Heiligenbild zur Strafe in den Brunnen getaucht.

Abbildung: Kleinplastik aus Franken „Heiliger Urban“, um 1520; Mainfränkisches Museum Würzburg, Foto Manfred Koch


Meininger Weinberge

Da unsere Meininger Variante von Frau Holle auch etwas mit Wein zu tun hat, war in der Ausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ auch etwas über den Weinanbau zu erfahren. Das Bild zeigt neben der kleinen Residenzstadt im Hintergrund eine Milieuschilderung im Jahnschen Berggarten mit einigen Weinstöcken im Vordergrund. Wie aus dem Baumbachschen „Lied vom Hütes“ zu entnehmen, existierte auch in Meiningen Weinanbau. Die Weinstöcke wuchsen auf den umliegenden Hängen und Flurnamen wie Weingartental zeugen davon. Dieses Bild kann übrigens auch zu Hause betrachtet werden: Es ist im Buch von Ingrid Reißland über Meininger Stadtansichten abgedruckt (im Museumsshop erhältlich).

In den Jahren 1577-1582 wurden im Hennebergischen beispielsweise allein 146 Eimer, also etwa 10.950 Liter, gekeltert. Doch schon Ende des 16. Jahrhundert begann der Niedergang des Weinanbaues. Verschiedene Faktoren, wie der in Thüringen besonders verheerende 30-jährige Krieg, Hungersnöte und die kleine Eiszeit, waren dafür verantwortlich. Zudem setzte sich in der Bevölkerung zunehmend das Bier durch, die Oberschicht bevorzugte dagegen den fränkischen oder den noch lieblicheren rheinischen Wein.

Doch gegenwärtig ist ein Anstieg des thüringischen Weinanbaus zu erwarten. So wachsen neuerdings auf historischem Boden am Erfurter Petersberg, am Jenaer Jenzig oder an der Leuchtenburg bei Kahla wieder Weinstöcke. Inzwischen ermöglicht der Klimawandel sogar Weinanbau in den Niederlanden, Dänemark, England und Skandinavien. Vielleicht gibt es auch bald wieder Meininger Wein?

Abbildung: Christian Gottlob Hammer, Residenzstadt Meiningen an der Werra; aquarellierte Umrissradierung nach Friedr. Chr. Aug. Richter, Meininger Museen (Ausschnitt), Foto Manfred Koch


Frau Holle im Kyffhäuser?

Oft wird danach gefragt, wo ist den Frau Holle zu Hause? Geht man davon aus, dass sie eine vorchristliche Gottheit ist, dann hieße die Antwort: überall und nirgends ... Doch es gibt verschiedene Standorte in Thüringen, wo sich viele Sagen von Frau Holle konzentrieren: so z. B. am Kyffhäuser, einem Bergrücken südöstlich des Harzes und der Goldenen Aue an der nördlichen Grenze Thüringens.

Allgemein am besten bekannt ist die Sage von dem schlafenden Kaiser Barbarossa. Nach ihr schläft er im Berg und wird zurückkehren, um sein Reich in neuer Herrlichkeit wiedererstehen zu lassen. Doch da die Raben immer noch um den Kyffhäuser fliegen, muss er immer wieder 100 Jahre weiter schlafen. In verschiedenen Sagenerzählungen um den Kaiser Rotbart tritt auch Frau Holle als Haushälterin auf, die den Einlass zu ihm in die Unterwelt kontrolliert. Kennt man bereits die Ausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“, dann wird man ahnen, dass dies eine Degradierung der Frau Holle und eine offenbar jüngere Sagenerzählung darstellt. In einer anderen Geschichte wird erzählt, dass sie, vom Kyffhäuser kommend, auf dem Pferd Barbarossas reitet, aber vor Halle abgeworfen wird. Letzteres ist ebenfalls eine neuere hinzu erfundene Geschichte, zumal Holle und Rotbart, zunächst sicher unabhängig von einander, mit demselben Bergstock identifiziert wurden.

Doch der Kyffhäuser ist ungemein reich an Sagen. So gibt es auch eine ganze Reihe von Erzählungen, in denen Frau Holle allein mit Flachsknotten, also Leinsamen, anzutreffen ist. Sie verschenkt diese und die Beschenkten wissen das Geschenk erst zu schätzen, wenn es sich in Gold verwandelt hat.

Abbildung: Andreas Gütter, Blick von Tilleda Richtung Südwest, 2009; Colorierte schwarz-weiß Fotografie


Märchenfilm von 2008

In der Ausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ wurde neben zahlreichen Frau Holle-Märchenillustrationen täglich außer Montags um 15 Uhr der allerneueste Frau Holle-Film des ARD mit Marianne Sägebrecht in der Hauptrolle gezeigt.

Diese deutsche Fernsehproduktion hält sich zunächst an das Grimmsche Vorbild und wird aber bald mit verschiedenen zusätzlichen Personen und Details ergänzt, um der Geschichte humoristische Züge zu geben: So sind im Original weder ein Bäcker noch eine Wirtin vertreten, auch der sprechende Rabe existiert nicht. Die Traumwelt im „Frau-Holle-Land“ wurde mit Hilfe digitaler Tricktechnik erzeugt. In diesem Film springt man außerdem nicht so hart mit der Pech-Marie bzw. -Luise um, denn ihr hässliches Aussehen fällt nach und nach von ihr ab, wenn sie Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zeigt.

Der Regisseur Bodo Fürneisen begann als Regisseur und Drehbuchautor bereits beim DDR-Fernsehen. Am bekanntesten wurde er wohl 1989 mit der Märchenkomödie „Die Weihnachtsgans Auguste“, die immer noch häufig im Weihnachtsprogramm des Fernsehens zu sehen ist. Nach 1990 konnte er an sein bisheriges Schaffen anknüpfen und ist der Spielfilmbranche treu geblieben. So drehte er einzelne Folgen für verschiedene Krimiserien und eine Reihe von Märchenverfilmungen wie Frau Holle (2008) oder Rapunzel (2009).

Diesen Frau Holle-Film zeigte ARD im Rahmen seiner Märchen-Neuverfilmungen „Sechs auf einen Streich". Gedreht wurde im September und Oktober 2007 im Spreewalddorf Lehde sowie in den Havelstudios Berlin. Auch wenn die Kritiken widersprüchlich sind, kann zusammenfassend gesagt werden, dass die Serie der Neuverfilmungen durch die ARD durchaus an die qualitätvollen Märchenverfilmungen der 1960er bis 1980er Jahre in der Sowjetunion, Tschechoslowakei und der DDR anschließen. Auch sie versuchen, dieses Mal unter Zuhilfenahme von digitaler Tricktechnik und Originaldrehplätzen, eine kindgerechte heile Märchenwelt zu produzieren, doch ohne ins vordergründig Moralisierende oder Kitschige abzugleiten.

Abbildung: Marianne Sägebrecht als Frau Holle
Kinderfilm, Erstausstrahlung: Das Erste 25.12.2008


Meininger Theaterschauspielerin im DEFA-Film

Die Sonderausstellung „Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen“ der Meininger Museen zeigte neben zahlreichen Exponaten auch sieben Filme. Täglich außer Montag um 11 Uhr lief z. B. der Frau Holle-Märchenfilm von Gottfried Kolditz. Dieser Film gehört mit in die Reihe der erfolgreichsten europäischen Märchenfilmproduktionen der Nachkriegszeit. Denn nach etlichen und durchaus erfolgreichen Märchenfilmen der ersten Nachkriegsjahre erlebte dieser Sektor in der BRD einen Einbruch. Die künstlerische Führung in diesem Bereich wurde daher für Jahrzehnte an die östlichen Nachbarländer abgegeben. Das belegt einerseits der Erfolg des DDR-Sandmännchens, welcher mit dem Abendgruß nun bereits 50 Jahre lang über die Bildschirme flimmert. Manchmal half auch Frau Holle dem Sandmännchen die Kinder ins Bettchen zu bringen …

Außerdem wurden in den Filmstudios der DEFA auch zwei Puppentrickfilme und ein Spielfilm zum Frau Holle-Märchen gedreht. Doch besondere Popularität erreichte der oben erwähnte Film von dem bekannten Märchen- und Indianerfilmregisseur, welcher ihn komplett im Studio in stilisierten Kulissen drehte. Die Kulissen betonten das Detail in seiner Stellvertreterfunktion für das Ganze. So werden die Wiese oder das Haus der Schwestern nur angedeutet: Blumen, Backofen, und Apfelbaum, ein Zimmer, die Tür, der Brunnen. Ebenso ist die farbliche Gestaltung ist klar und eindeutig: Der schwarze Hintergrund im Hause der Stiefmutter wechselt zum Blau auf der Märchenwiese bis hin in ein blendendes Weiß bei Frau Holle. Filmtechnische Tricks werden dagegen nur sparsam verwendet. Es ist, als würde ein Märchenbuch mit sich bewegenden Figuren aufgeschlagen. Die Schauspieler stehen mit ihrer Spielweise im Vordergrund: Allen voran brillierte als Pechmarie Katharina Lind, eine ehemalige Schauspielerin des Meininger Theaters, aber auch Karin Ugowski als Goldmarie, Mathilde Danegger als Frau Holle und Elfriede Florin als Witwe.

Abbildung: Szene mit Katharina Lind (Pechmarie) mit Elfriede Florin (Witwe) aus Frau Holle, DEFA-Spielfilm 1963

 

 

Aktuelles

Nächster Familiensonntag im Schloss am 5. Mai

Führung mit der Prinzessin und tierische...

VORSCHAU: Ausstellung ab 9. Mai zeigt

Mei Mäninge - Fotos von 1870 bis 1914

27. LeseWanderTag

am 4. Mai: Romantisch und Sagenhaft II

Die Montagsführung

Montags, 14 Uhr, im Schloss Elisabethenburg

Theatermuseum aktuell - Gartenszene

zu Friedrich Schiller: Die Räuber

Kontakt:
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Meininger Museen
Schlossplatz 1
98617 Meiningen

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