Mai bis August 2023
Poetische Reflexionen – Malerei und Grafik von Rolf Müller (Halle)
„Schriftsteller nehmen die Worte beim Wort. Wenn Unausgesprochenes sprachliche Form findet und Gestalt gewinnt, bin ich gerne dabei. Dichtung ist redende Malerei, und Malerei ist schweigende Dichtung“, schrieb einst Plutarch. Diese Wechselwirkung von Malerei und Dichtung treibt Rolf Müller an. Von Gedankenbildern hören wir, die den Zufall bannen. Wie im Garten eine Blume oder ein Kraut, pflückt er sich aus dem Kosmos der Poesie zuweilen einen Vers. Er fällt ihm zu, ist ihm einer intensiven Betrachtung wert. So mach er sich ein Bild. – Es ist mit Gedichten wie mit der Malerei: Bilder vollenden sich im Auge des Betrachters. Um mit Bertolt Brecht zu sprechen: "Ihr aber lernet, wie man sieht, statt starrt."
In seiner Ausstellung, die vom 21. Mai bis 27. August 2023 im Literaturmuseum Baumbachhaus in Meiningen zu sehen war, zeigte Rolf Müller etwa 30 Bilder in unterschiedlichen Formaten und Techniken: Collage und Aquarell sind ebenso vertreten wie Tusche, Radierung und verschiedene Mischtechniken. Alle Arbeiten entstanden in den davorliegenden Jahren und wurden von poetischen Texten inspiriert. Die Dichtungen stammen aus verschiedenen Kulturkreisen und Zeiten, unter anderem aus Armenien, China, Frankreich, Polen und Russland.
Rolf Müller wurde 1941 im thüringischen Sachsendorf bei Eisfeld geboren. Nach einem Studium der Germanistik und Kunsterziehung in Leipzig wirkte er von 1963 bis 1965 als Kunsterzieher in Hildburghausen. Dann folgte ein Studium in den Fächern Angewandte Malerei und Gobelingestaltung an der Burg Giebichenstein in Halle. Anschließend war Rolf Müller dort als Hochschullehrer angestellt und erhielt 1994 die Berufung zum Professor für Kunstpädagogik. Seit seiner Emeritierung 2006 lebt er als freischaffender Künstler in Halle. Studienreisen und Ausstellungen führten den Künstler nach Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, Mittelasien, China, Vietnam und in die Türkei.
Begleitprogramm: Führung mit Leseproben an den Sonntagen, jeweils 15 Uhr, Baumbachhaus
18. Juni: Ingeborg Bachmann
16. Juli: Mascha Kaléko
27. August: Laotse