10. November 2021 bis 30. Januar 2022
Die Abgeordneten des 1. Thüringer Landtages
Eine biografische Ausstellung des Thüringer Landtages
Schloss Elisabethenburg, Untere Galerie
Am 20. Juni 1920 wurde erstmals ein thüringisches Landesparlament gewählt. Zuvor hatten sich sieben thüringischen Staaten (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß) ohne die preußischen Gebiete und ohne Coburg in einem parlamentarisch-administrativen Prozess zum Freistaat Thüringen zusammengeschlossen.
Die Wahlen vom Juni 1920 ergaben ein geteiltes Bild des politischen Wählerwillens. Eine parlamentarische Regierungsmehrheit hätte bei 27 Mandaten bestanden. Jedoch verfehlten der Linksblock mit Unabhängiger- (USPD) und Mehrheits-Sozialdemokratischer Partei (M-SPD) diese mit 26 Sitzen ebenso wie ein Rechtsblock von Thüringer Landbund, Deutscher Volkspartei (DVP) und Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) mit 23 Sitzen. Zum jeweiligen Mehrheitsbeschaffer avancierte die liberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) mit vier Sitzen, die sich allerdings keinem der beiden Blöcke anschließen wollte.
Nach der Konstituierung des Landtags am 30. Juli 1920 konnte daher keine Regierung eingesetzt werden, was erst im November 1920 gelang. Durch die Duldung der USPD wurde einer M-SPD/DDP Minderheitsregierung (15 Sitze) ermöglicht. Gleichwohl war diese Regierung zusätzlich auf die Duldung durch die KPD angewiesen, weshalb sie schon im Juli 1921 zerbrach und der erste Thüringer Landtag sich nach genau einem Jahr wieder auflöste. Die Spaltung der politischen Landschaft in Thüringen in zwei Lager blieb ein Menetekel thüringischer Politik in der gesamten Zeit der Weimarer Republik.
29. Januar, Samstag
Finissage und Museumsnachmittag
Individueller Rundgang mit Kuratorengesprächen in der Ausstellung, Buchpräsentation sowie Filmvorführung
Der Historiker Felix Tasch hatte 2019 den Auftrag vom heutigen Thüringer Landtag erhalten, in einem Ausstellungsprojekt die ersten Thüringer Landtagsabgeordneten von 1920 vorzustellen. In Kuratorengesprächen wird er den Entwicklungsprozess schildern und Sie aus seiner Sicht durch die Highlights der Ausstellung führen. Zusätzlich werden Wieland Koch von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen zusammen mit Dietmar Ebert (Autor) und Torsten Eckold (Filmemacher) einen Film und ein Buch über Eduard Rosenthal, den „Vater“ der Thüringer Verfassung vorstellen (um 13.30, 15.00 und 16.30 Uhr). Der Jenaer Professor für Rechtsgeschichte hatte sich, ähnlich wie der Sachsen-Meininger Landtagsabgeordnete Arthur Hofmann, bereits vor 1918 für einen Zusammenschluss aller Thüringer Staaten engagiert. Der Staatsrechtler war auch dank seiner Erfahrungen im Sachsen-Weimarer Landtag in der Lage, in kurzer Zeit einen Verfassungsentwurf für Thüringen auszuarbeiten. So avancierte er zu einer zentralen Figur der politischen Einigung der bisherigen sieben Einzelstaaten. Doch schon wenige Jahre nach seinem Tod 1926 versuchten die Nationalsozialisten, das Andenken an diese umfassend gebildete, geschichtlich interessierte und sozial engagierte Persönlichkeit auszulöschen. Seine von Dietmar Ebert verfasste Biografie wird bei dieser Gelegenheit kostenfrei erhältlich sein.