21. Mai 2017 bis 25. Februar 2018
Sehnsuchtsort Berge
Gebirgsbilder von Ernst Adolf Schaubach und Carl Wagner
Schloss Elisabethenburg, Obere Galerie
Im Rahmen des Internationalen Museumstages 2017 eröffneten die Meininger Museen am Sonntag, dem 21. Mai, in der Oberen Galerie des Schlosses die Ausstellung "Sehnsuchtsort Berge - Gebirgsbilder von Ernst Adolf Schaubach und Carl Wagner". Biografischer Hintergrund der Themenwahl ist der 150. Todestag des Meininger Landschaftsmalers Carl Wagner, der am 10. 2. 1867 verstarb. Der Sohn des Schriftstellers Ernst Wagner kam 1796 in Roßdorf (Rhön) zur Welt. 1804 übersiedelte die Familie in die Residenzstadt Meiningen. Nach einem Forststudium in Dreißigacker, Muskau und Tharandt wechselte Wagner 1816 zur Kunstakademie Dresden. Es folgte ein mehrjähriger Italienaufenthalt, bis sich der Künstler 1825 in Meiningen niederließ. Hier wirkte Wagner als herzoglicher Galerieinspektor und Leiter der Kupferstichsammlung. Er schuf Ölbilder, Aquarelle, Radierungen sowie zahlreiche Zeichnungen.
Eine langjährige Freundschaft verband Carl Wagner mit dem Meininger Pädagogen, Alpinisten, Schriftsteller und Zeichner Ernst Adolf Schaubach (1800 – 1850). Nach einem Studium der Theologie, das er auch für die Ausbildung in den Fächern Geografie, Geschichte, Mathematik und Philologie nutzte, war Schaubach ab 1822 als Lehrer in seiner Heimatstadt tätig. Nachdem ihn 1824 eine 63-tägige Reise durch weite Teile der Ostalpen geführt hatte, nahm ihn das Hochgebirge für die verbleibende Lebenszeit gefangen. Bis 1847 besuchte Schaubach die Alpen noch neunmal – jeweils für ein bis zwei Monate. Die dabei erworbenen Kenntnisse schlugen sich auch literarisch nieder: Zwischen 1845 und 1847 erschien in fünf Bänden Schaubachs Hauptwerk "Die deutschen Alpen". Es wurde ein Klassiker der populärwissenschaftlichen Alpinliteratur.
Die Liebe zu den Alpen wurde zum Knotenpunkt der Freundschaft zwischen Carl Wagner und Ernst Adolf Schaubach. Mindestens zwei große Reisen durch Südbayern, Tirol und das Salzburger Land unternahmen beide gemeinsam. Ihre dortigen Eindrücke hielten sie auch bildkünstlerisch fest: Während die Panoramen und kolorierten Zeichnungen von Schaubach besonders das Auge des Naturforschers verraten, kommt in den Ölbildern, Aquarellen, Zeichnungen und Radierungen Wagners die Großartigkeit und spezielle Magie dieser Naturkulisse zum Ausdruck. Das Werk beider gibt einen kulturgeschichtlichen Einblick in jene Zeit, bevor das europäische Hochgebirge durch Gipfelstürmer, Alpenvereine und einen erstarkenden Tourismus gänzlich erschlossen wurde. Die Gebirgsbilder Wagners und Schaubachs finden Ergänzung durch weitere alpingeschichtliche Sachzeugen. Die Ausstellung präsentiert erstmals neun verschollen geglaubte Panoramen von Ernst Adolf Schaubach sowie dessen Ölbild, welches vor 130 Jahren als Vorlage für einen Holzschnitt – die seitdem einzig verfügbare Bildquelle – diente.
Begleitveranstaltungen:
Führung, Lesung und Stadtrundgang zur Ausstellung mit Dr. Andreas Seifert, Meininger Museen, jeweils 15.00, Schloss Elisabethenburg, Treff Museumsshop; Teilnahme mit Tageskarte zzgl. € 2,–
25. Juni, Sonntag, Der Dolmar und seine Aussichten
Ernst Adolf Schaubach (1800–1850) schrieb mit seinem fünfbändigen Werk "Die deutschen Alpen" einen Klassiker der populärwissenschaftlichen Alpinliteratur. Zuvor hatte er sich schon intensiv mit der Landeskunde seiner Südthüringer Heimat beschäftigt. Die 1831 entstandene Schrift "Der Dolmar und seine Aussichten" wird in der Führung vorgestellt.
30. Juli, Sonntag, Die Nordsee-Mittelmeer-Bahn und der Main-Werra-Elbe-Kanal
Auch Verkehrswege, die Menschen und Güter schneller befördern können, beschäftigten den erfahrenen Geografen Schaubach. Während der Führung stellt Andreas Seifert dessen Schrift "Die Nordsee-Mittelmeerbahn und der Main-Werra-Elbe-Kanal" aus dem Jahr 1845 vor. Ein Spaziergang auf Schaubachs Spuren durch Meiningen ergänzt den Sonntagnachmittag im Museum.
27. August, Sonntag, Das Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen
Als Mitglied des von Ludwig Bechstein gegründeten Hennebergischen Altertumsforschenden Vereins (HAV) verfasste er aber auch Beiträge zur einheimischen Landeskunde. Während der Führung durch die Ausstellung stellt Andreas Seifert Schaubachs Schriftenfolge "Das Herzogthum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen" vor.
24. September, Sonntag, Die deutschen Alpen
Zwischen 1845 und 1847 erschien in Jena in fünf Bänden Ernst Adolf Schaubachs Hauptwerk "Die deutschen Alpen". Darin wurden die Ostalpen erstmals allseitig behandelt: geologisch, meteorologisch, geografisch, geschichtlich und volkskundlich. Außerdem bot das Werk praktische Handreichungen für den aufkommenden Alpintourismus. Es wurde zum Klassiker. Während der Führung durch die Ausstellung wird Andreas Seifert den "Hochgebirgs-Baedeker" vorstellen und Leseproben geben.
Museumsnachmittag
22. Oktober, Sonntag, Geschichte und Geschichten
mit Winfried Wiegand und Dr. Andreas Seifert, Meininger Museen sowie Kay Schaubach, Leipzig; Til Schaubach, Ratzeburg; Dieter Neumann, Obersulm u.a.
15.00, Schloss Elisabethenburg, Marmorsaal
Zu einem Museumsnachmittag rund um die Sonderausstellung "Sehnsuchtsort Berge - Gebirgsbilder von Ernst Adolf Schaubach und Carl Wagner" luden die Meininger Museen am Sonntag, dem 22. Oktober, um 15 Uhr in das Schloss Elisabethenburg ein. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Geschichte und Geschichten". Sie begann nach einer musikalischen Begrüßung mit einem Rundgang durch die Ausstellung. Danach luden alpine Klänge die Besucher in den Marmorsaal ein. Dort konnten die Gäste in einem 15-minütigen Lichtbildervortrag die Exkursion Meininger Bergfreunde zur Schaubachhütte in Südtirol nacherleben. Anschließend wurde unter dem Titel "Wer ist denn der da?" Reiner Hensel, Kenner der Ostalpen und Mitglied des Meininger Alpenvereins, über den Wiedererkennungseffekt in den Bildern Schaubachs und Wagners sprechen.
Letzter Programmpunkt des Museumsnachmittags war eine Gesprächsrunde mit Nachkommen von Schaubach und Wagner zum Thema "Die Menschen gehen und die Dinge bleiben". Wie ist es um die Wirkungsgeschichte der beiden Bergfreunde bestellt? Welche Erinnerungsorte gibt es? Und auf welche Wanderungen begaben sich ihre Bilder und ihr sonstiger Nachlass, nachdem Wagner und Schaubach die ihrigen beendet hatten? Auf diese und ähnliche Fragen gaben Ralf Martius (Kirchberg an der Jagst), Dietrich Neumann (Obersulm), Till Schaubach (Ratzeburg bei Hamburg) und Kay Schaubach (Leipzig) Antworten. Zum Abschluss des Nachmittags waren noch einmal Alphornklänge zu hören. Die musikalische Umrahmung gestaltet die Alphorngruppe "Schwarze Berge" aus der Rhön. Das Ensemble, dem in jener Zeit acht Musiker angehörten, startete 1998 als "Alptraum-Trio" im unterfränkischen Geroda. Inzwischen haben die Bläser Auftrittserfahrungen weit über das "Land der offenen Fernen" hinaus. Wer nach all dem die Alpen auch schmecken wollte, konnte im Museumscafé ein "Pasterzeneis" verkosten, das nur im Zeitraum der Ausstellung angeboten wurde. Durch den Museumsnachmittag führten die beiden Kuratoren von "Sehnsuchtsort Berge", Museumsdirektor Winfried Wiegand und der Leiter des Baumbachhauses, Dr. Andreas Seifert.