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Meiningen vor der Wende und heute

Ein digitaler Besuch in der Fotoausstellung zur Stadtarchitektur vor und nach 1989

Zusammenfassung aller Beiträge

Wie die Zeit vergeht! Das dokumentiert die Ausstellung „Meiningen vor der Wende und heute“ mit Fotos zur Stadtarchitektur vor und nach 1989. Die Bilder haben beim Publikum große Resonanz gefunden und die Betrachter ins Staunen versetzt. Beim Anblick glaubt man nicht, in Meiningen zu sein - glaubt man nicht, dass es vor 30 Jahren so in dieser Stadt ausgesehen haben kann.

Die in den Fotografien veranschaulichten Situationen um 1989 und die sich seither vollzogenen Veränderungen bieten ein eindrucksvolles Abbild der Stadtentwicklung. Durch Renovierung, Generalsanierung, Neugestaltung und Neubau wurde Meiningen architektonisch und städtebaulich zur Freude vieler Besucher und natürlich auch Bewohner von einer „grauen Maus“ wieder zu einer sehr sehenswerten Stadt.

Die hier gezeigten Abbildungen sollen unter dem Motto „Wiedererkannt?“ zur digitalen Auseinandersetzung mit der städtebaulichen Situation in Meiningen in den 80er Jahren anregen. 

Seit der schrittweisen Wiedereröffnung der Museen am 1. Mai 2020 wird die Ausstellung wochenweise nochmals gezeigt bis 6. Spember 2020.

Öffnungszeiten --->

 

Die Meininger Museen bedanken sich bei allen beteiligten Fotografinnen und Fotografen:

Carola Abel, Helmut Andreas, Jens Brautschek, Kurt Koschella, Rolf Kornmann, Rolf Morawa, Peter Ruszwurm, Hartmut Pfannschmidt, Heiner Thelen, Luftbildverlag Gerhard Otto, Roland Reißig, Ingrid Reißland, Manfred Koch, Jürgen Weis und alle, die nicht mehr zu ermitteln waren.

 

1. Beitrag: Zum Auftakt

Bild Nr. 1: Dieses Foto ist selbst in der Ausstellung gar nicht zu sehen. Es wurde jedoch zur Bewerbung des Themas verwendet und zeigt die damalige Situation ganz drastisch. Dieses Foto aus der Sammlung der Meininger Museen wurde um 1987 in der Meininger Innenstadt aufgenommen. Der Fotograf ist nicht überliefert.

Welche Gasse ist hier abgebildet?

 

 

Die Auflösung und weitere Bilder folgen in Kürze! Bitte klicken Sie sich wieder ein!

Sollte jemand bei einem Foto mit dem Vermerk "Fotograf unbekannt" den Fotografen zuordnen können, freuen wir uns über eine Information und ergänzen gern unsere Unterlagen. Kontakt: Meininger Museen, Axel Wirth, a.wirth@meiningermuseen.de oder 03693 881034.

 

2. Beitrag: Schwerpunkte der Ausstellung

 

Haben Sie das Bild Nr. 1 aus dem Auftaktbeitrag zuordnen können? Die Gasse wurde um 1989 neu bebaut, es entstanden modere Wohnungen. Einige Gebäude, die ganz im Hintergrund auf dem Bild zu sehen waren, stehen noch. Die wurden großenteils saniert. Wer in der Meininger Innenstadt unterwegs ist, kommt häufig durch diese Gasse. Auflösung folgt!

 

Aber zunächst möchten wir vier weitere Bilder aus der Ausstellung vorstellen. Bei der Bildauswahl für die Exposition wurden verschiedene Themenschwerpunkte gesetzt. Eine Reihe von Bildern zeigt speziell Motive aus der Meininger Altstadt. An anderer Stelle sind konkrete Baumaßnahmen im Bild festgehalten worden. Eine weitere Bildserie wirft einen Blick auf öffentliche Einrichtungen, Bereiche und die Infrastruktur. Fotomotive aus anderen Orten im Werratal, in der Rhön und im Grabfeld, also aus dem Kreisgebiet des Altkreises Meiningen, werden ebenso vorgestellt. 

Auch an diese ausgewählten Beispiel-Bilder werden kleine Rätselaufgaben geknüpft, die wir im nächsten Beitrag auflösen. 

 

Thema Altstadt:

Bild Nr. 2: Der Meininger Fotograf Jürgen Weis hat 1983 dieses Milieufoto geschossen. Es entstand in einer Gasse, die seinerzeit kaum Beachtung fand und deren Namen auch viele Meininger kaum kennen. Oder doch?

Welchen Namen trägt diese Meininger Gasse?

 

 

Thema Baustellen:

Bild Nr. 3: Der Meininger Mühlgraben war nicht nur „Energielieferant“ für die Mittelmühle und die Turbine am Marstall sondern auch Bestandteil der Wehranlagen. Diese Aufnahme von 1997, Fotografin Ingrid Reißland, vermittelt allerdings weder den einen noch den anderen Eindruck. Doch zumindest wurde auch hier Energie transportiert - Fernwärme. Und rechts ist die eingeebnete Fläche eines bedeutenden Meininger Betriebes zu sehen. 

Welcher Betrieb stand dort?

 

 

Thema Einrichtungen und Infrastruktur: 

Bild Nr. 4: „DDR 30 – Alles für das Glück des Volkes, alles durch die Kraft des Volkes!“ Das waren noch Zeiten! Eine bekannte, in Wuppertal geborene Fotografin, die in Meiningen ihre langjährige Heimat fand, hat 1979 das Treiben am Meininger Bahnhof fotografiert. 

Welche Fotografin ist gemeint?

 

 

Thema Kreisgebiet: 

Bild Nr. 5: Die hier gezeigte Brücke überspannt das Flüsschen Herpf. 

Aber in welchem Ort hat Rolf Kornmann bereits im Jahr 1958 dieses Foto aufgenommen? 

 

 

Die Auflösung zu den bislang 5 gestellten Fragen erfolgt in Kürze!

 

3. Beitrag: Die Situation

Sicher haben Sie die bislang gezeigten Bilder zuordnen können. Heute zeigen wir zum Vergleich Aufnahmen, die der Ausstellungskurator Jens Brautschek im Jahr 2019 gemacht hat, jeweils an gleicher Stelle. Von Jens Brautschek stammen auch die hier einfließenden Ausstellungstexte.

Zuvor möchten wir aber einige Faken vorstellen, die in der Ausstellung die Besucher über die alltägliche Situation vor dreißig Jahren informieren.

 

Meiningen vor der Wende (Textteil 1)

Wenn auch mit großem menschlichen Leid verbunden, überstand die Bausubstanz der an der Werra gelegenen Stadt mehrere Bombenangriffe in der Endphase des 2. Weltkrieges vergleichsweise glimpflich. Der Wohnraumverlust durch Bombentreffer am Osthang und rund um den Markt betraf ca. 800 Personen. Zudem lebten zahlreiche Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten des Reiches in der Stadt und so blieben Wohnungen noch bis zum Ende der DDR ein begehrtes Gut. Die geringen wirtschaftlichen Schäden und die zentrale Lage im Nachkriegsdeutschland blieben aber vorteilhaft und so nahm Meiningen gerade in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg eine beachtenswerte Entwicklung.

Bereits 1949 wurde in der Stadt die erste Polyklinik Thüringens gebildet. Erste mehrgeschossige Wohnhäuser errichtete man in den 1950er Jahren im Nordteil der Stadt, in der Heinrich-Heine-Straße und im Weidig. Einen großen Wurf in Sachen Stadtentwicklung erhoffte man sich durch den Bau einer Neubausiedlung im Stadtteil Jerusalem zwischen den eingemeindeten Dörfern Helba und Welkershausen ab dem Jahr 1970. Ziel war ein von der Altstadt autarkes Stadtviertel mit Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, einer Schule und sogar einem Kino. Besonderen Wert legte man auf die Integration eines neugegründeten Betriebes in genau dieses urbane Umfeld, dem VEB Zentronik, später VEB Robotron-Elektronik. 1984 wurde dieses Ziel als erreicht betrachtet, insgesamt 1.117 Wohnungen übergeben. 1986 gab es sogar einem hauptamtlich geleiteten Jugendclub namens „Kalininring“ (Textteil 2 folgt).

 

Hier nun die aktuellen Bilder zu den Themen und die Beantwortung der Fragen:

Thema Altstadt:

Bild Nr. 6: An der Oberen Mauer, Ecke Fronfeste 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen; Gegenüberstellung zu Nr. 2: An der oberen Mauer, 1983, Foto: Jürgen Weis, Stadtarchiv Meiningen

 

An der Oberen Mauer

In der südlichen Altstadt gelegen, befand sich hier seit 1845 ein Gefängnisbau, aus dem bereits ein Jahr später der erste Ausbruch gelang. Heute ist im gleichen Gebäude, bekannt unter dem Namen Fronfeste, ein Hotel sowie ein Restaurant ansässig. Gleich daneben liegen die Kneipe Schlupfwinkel und die Cocktailbar Louis. Die Häuser gegenüber zerbröckelten zu DDR-Zeiten bis zum Verfall (links) und wurden durch Einfamilienhäuser ersetzt.

 

Thema Baustellen:

Bild Nr. 7: Meininger „Brolle“, 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen; Bild Nr. 7a: Baustelle Auf dem Mittleren Rasen, 1997, Fotograf unbekannt, Meininger Museen; Gegenüberstellung zu Nr. 3: Mühlgraben, 1997, Foto: Ingrid Reißland, Meininger Museen

 

Auf dem Mittleren Rasen

Völlig neu gestaltet wurde dieses Areal direkt an der Werra. Hier befanden sich hier früher der alte Meininger Schlachthof sowie das erhalten gebliebene Stadtbad. Entstanden sind in den letzten Jahren eine Tiefgarage, eine Seniorenwohnanlage und Wohnungen (unten). Aus dem Flussbett des Mühlgrabens und der sogenannten „Brolle“ (dem Wehr) wurden die Fernwärmerohre entfernt.     

 

 


Thema Einrichtungen und Infrastruktur:

Bild Nr. 8: Bahnhof Meiningen, 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen; Gegenüberstellung zu Nr. 4: Bahnhof Meiningen, 1979, Foto: Carola Abel, Meininger Museen. 

 

Ja: Carola Abel. Die Porträts, welche diese Fotografin aufgenommen hat, hängen noch in vielen Wohnzimmern oder kleben in den Fotoalben. Anlässlich des 20. Todestages erinnerten die Meininger Museen 2011 und 2012 in einer großen Sonderausstellung an das fotografische Schaffen dieser großartigen Lichtbildnerin. Gezeigt wurde das gesamte künstlerische Œuvre, also neben Sach- und Architekturaufnahmen, Abbildungen der Stadt Meiningen auch Porträts.

 

Bahnhof

Von den Parolen einmal abgesehen: Die Wende äußerlich fast unverändert überstanden hat der Meininger Bahnhof. Im Inneren sind die alten Bahnhofsschalter und das Mitropa-Restaurant zwar verschwunden, aber weiterhin verkehren in regelmäßigen Abständen Züge nach Erfurt, Eisenach oder Richtung Bayern. Seit kurzem hat im Bayerischen Bahnhof (rechte Bildseite) die Bundespolizei ihr Revier. Weitere Sanierungsarbeiten sollen in den nächsten Jahren folgen.     


Thema Kreisgebiet:

Bild Nr. 9: Brücke in Bettenhausen, 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen; Gegenüberstellung zu Bild Nr. 5: Brücke in Bettenhausen, 1958, Foto: Rolf Kornmann, Meininger Museen

 

 

Bettenhausen

Die Bogenbrücke über die Herpf in Bettenhausen besitzt heute eine seitlich abgetrennte Fußgängerbrücke (Foto 2019). Erhalten haben sich die Gebäude im Hintergrund. Im Detail ist die Verlängerung des vorderen Hauses bis zum hinteren Giebelhaus an der Dachtraufe gut erkennbar. Das Fachwerkhaus, gleich nebenan auf der anderen Brückenseite, steht unter Denkmalschutz (Bild unten, Fachwerkhäuser Bettenhausen, 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen).   

 

 

Ach ja, da fehlt ja noch das Bild Nr. 1. Es zeigte die Fischergasse. Deren Übergangsbereich zur Mauergasse war in den 80er Jahren komplett beräumt worden. Dort entstanden die Plattenbauwohnungen Fischergasse 1 bis 5 und Fischergasse 2 bis 6. 

Nachfolgendes Bild Nr. 10 entstand fast zur gleichen Zeit wie das bereits gezeigte, die Straßenkreuzung mit dem Sperrschild ist gut zu erkennen. Die Gebäude der Mauergasse, die hierauf zu sehen sind, wurden kurz darauf  abgerissen (Foto Axel Wirth, kein Exponat der Ausstellung).

 

Die heutige Situation ist auf einem Luftbild in der Ausstellung gut zu erkennen (Bild Nr. 11, Foto Luftbildvertrieb Gerhard Otto, Quelle Sammlung MM).

 

 

4. Beitrag: An der Werra

Natürlich spielt auch die Werra eine Rolle in der Fotoausstellung. Einen Ableger, den Mühlgraben, haben wir auch an dieser Stelle schon gezeigt. Heute folgen Bilder und Texte zur Flutmulde und zum Brückenbau. Zunächst möchten wir den zweiten Teil des Textes zur damaligen Situation in Meiningen zum Lesen anbieten.

Im ersten Teil ging es darum: … Einen großen Wurf in Sachen Stadtentwicklung erhoffte man sich durch den Bau einer Neubausiedlung im Stadtteil Jerusalem zwischen den eingemeindeten Dörfern Helba und Welkershausen ab dem Jahr 1970. Ziel war ein von der Altstadt autarkes Stadtviertel mit Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, einer Schule und sogar einem Kino. …

 
Meiningen vor der Wende (Textteil 2)

… Nachteilig dabei blieb die weitestgehende Vernachlässigung der Altbausubstanz in der Innenstadt, auf welche man sich nach der Fertigstellung der Neubauten konzentrieren wollte.

Ziel war es auch, Meiningen in eine Industriestadt zu verwandeln, welche sie, historisch betrachtet, nie war. Neben dem Schienenfahrzeugbau des Reichsbahnausbesserungswerkes gab es 1949 106 vor allem handwerkliche Betriebe und 138 offizielle Gewerbetreibende. Neben dem RAW und dem VEB Robotron - Mikroelektronik schufen zahlreiche Neugründungen neue Standorte für die Spielzeugelektronik (PIKO), die Möbelherstellung (Werra-Möbel), die technische Gebäudeausrüstung, die Feinmechanik (VEB Uhrenwerke Ruhla – Betriebsteil Meiningen) und die Bekleidungsproduktion (Welton Herrenhemden). Infrastrukturell verbesserte man 1981 die Fernwasserversorgung mit dem Anschluss der Stadt an die Talsperre Schönbrunn.

Bei der Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung bemühte man sich noch vor den Jahren des gefühlten Stillstandes im Lande um die Schaffung neuer städtischer Zweckbauten. Zahlreiche öffentliche Einrichtungen entstanden neu oder wurden ausgebaut: 1956 der Bau eines Kinos (Volkslichtspiele), 1963 die Errichtung des Rudi-Arnstadt-Stadions, 1968 die Eröffnung eines Freibades und zur 1.000jährigen Ersterwähnung 1982 konnten das Baumbachhaus und der Konzertsaal „Johannes Brahms“ restauriert übergeben werden.

Eine große Erleichterung für die tiefgelegene Altstadt brachte die 1986 vollendete Flutmulde an der Werra mit sich, da durch die Ableitung des Hochwassers die regelmäßigen Überschwemmungen stark reduziert werden konnten. Auch das konnte nicht verhindern, dass der Zustand der Altstadt im letzten Jahrzehnt immer maroder wurde, die Fassaden immer grauer. Letztlich fielen ganze Straßenzüge (Burggasse) dem Abriss zum Opfer und wurden durch eine spezielle Plattenbauweise ersetzt.

         

Bei den folgenden Bildern und Texten werden wieder die damalige und die heutigen Situation gegenübergestellt und Veränderungen beschrieben.

 

 

 

Bild Nr. 13: Pflasterarbeiten Schillerstraße, 1986, Foto: Herr Gottlieb, Stadtarchiv Meiningen 
Bild Nr. 14: Schillerstraße, 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen

Bild Nr. 15: Brückenbau Henneberger Straße, 1978, Fotograf unbekannt, Meininger Museen
Bild Nr. 16: Henneberger Brücke, 2019, Foto: J. Brautschek, Meininger Museen  

 

 

 

An der Werra entlang

Schon zu DDR-Zeiten gepflastert, wurden die Straßen um den Schillerplatz nach der Wende komplett neu gestaltet. Am 1997 sanierten Henneberger Wehr befinden sich seitdem nicht nur zwei Bootsumtragestellen, sondern auch eine Fischaufstiegsanlage (nicht im Bild). Schon seit 1978 gab es statt einer (etwas südlicher gelegen), gleich zwei Brücken in die Henneberger Straße.

 

Weiterer Text zum Thema: Flutmulde

In den vergangenen Jahrhunderten standen, bedingt durch die Werra, in regelmäßigen Abständen die Straßen der Altstadt unter Wasser, so auch zum Jahrhunderthochwasser 1982. Die danach begonnenen Bautätigkeiten zum Hochwasserschutz, wie die Ausführung einer Flutmulde mit Brücke, wurden 1987 beendet. Die Vorfeldvertiefungen am Flusslauf entlang gehörten auch dazu. 

 

* * * 


Die Meininger Museen freuen sich über die Resonanz auf den digitalen Ausstellungsrundgang. Zur städtebaulichen Veränderung im Bereich Mauergasse, Fischergasse, Schweizergasse hat Axel Schneider aus Meiningen eine Karte zur Verfügung gestellt, die die Grundrisse der Gebäude vor dem Abriss und nach der Neubebauung vergleicht (Bild Nr. 12). Herzlichen Dank für diese interessante Information!

 

 

Die mit farbigen Zahlen gekennzeichneten Gebäude sind:

1 ehemals PGH "Hygiene", heute Neubau Wohn- und Geschäftshaus mit Arztpraxen, Mauergasse 4 a

2 Wohnhaus Mauergasse 2a, um 1900

3 Literaturmuseum Baumbachhaus

8 Wohnhaus Fischergasse 8, sanierter Altbestand


5. Beitrag: Der Marktplatz

Heute gehen wir mit dem digitalen Rundgang durch die Sonderausstellung ins Zentrum der Stadt, auf den Markt; in der DDR hieß er auch Platz der Republik. Verschiedene Aspekte und Entwicklungen werden im Zusammenhang mit dem Markt angesprochen. Neben den Texten aus der Ausstellung zeigen wir auf meiningermuseen.de eine kleine Auswahl an Bildern – damals und heute.


Bild Nr. 17: Marktplatz, 1980er Jahre, Fotograf unbekannt, Meininger Museen
Bild Nr. 18: Marktplatz, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

 

 

 

Bild Nr. 19: Markt, Bereich hinter Stadtkirche, Anfang der 1990er Jahre, vor Abriss, Foto Jürgen Weiß, Stadtarchiv Meiningen
Bild Nr. 20: Markt, Bereich hinter Stadtkirche 2020, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

 

 

 

Marktplatz

Der wichtigste Platz der Stadt erhielt sein nördliches Aussehen nach dem Stadtbrand 1874, verlor aber mit dem Bombenangriff 1945 seine Westseite. Von 1950 bis 1991 hieß der Markt Platz der Republik und erhielt bei einer Umgestaltung 1969 Sitzgruppen mit einen Kugelbrunnen, gestaltet von Klaus Tenner. Nach einer Neupflasterung sowie Neugestaltung 1997 bzw. 1999 ist der gesamte Markt heute vom Autoverkehr befreit.

 

Westseite Marktplatz

Sehr kontrovers verlief die jahrelange Diskussion über die Neubebauung der westlichen Marktseite. Für Neubauten an den ehemaligen Standorten des Rathauses und der Sparkasse gab es viele Vorschläge. Seit 1969 befand sich hier eine Ladenzeile mit Imbiss bzw. danach einem Bistro. Bereits 2008 wurde alles abgerissen, aber erst 2017 der heutige Neubau realisiert.

 

 

Bild Nr. 21: Bilderrahmen zur Markt-Westseite mit Aufnahmen aus den Sammlungen der Meininger Museen, Fotografen Peter Ruszwurm, Jens Brautschek sowie unbekannt; Collage aus Sammlung Hartmut Pfannschmid und Zeitungskopie vom 15. April 1995.

 


Und hier noch ein ganz zauberhafter Einblick in das Markttreiben im Jahr 1970 – an ungewohnter Stelle. Wiedererkannt?

Bild Nr. 22: Meininger Markttag 1970, Sammlung Meininger Museen, Foto: Peter Ruszwurm

 

 

Bei dieser Gelegenheit stellen wir auch wieder eine Frage an die Beobachter der städtebaulichen Gegebenheiten: Rechts im Bild ist ein Teil des Untergeschosses eines früheres Meininger Gasthauses zu sehen. Es wurde schon in den Jahren vor der Wende abgerissen. Heute parkt die Nachbarschaft dort ihre Fahrzeuge.

Wie hieß dieses Meininger Gasthaus, Markt 15?

Vielleicht hat auch noch jemand ein Foto aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, welches das Gasthaus vollständig abbildet? In den Museen gibt es Aufnahmen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die jedoch immer nur einen Teil des Gebäudes abbilden.

 

6. Beitrag: In der Rhön

Nach einem kurzen Besuch an der Herpfbrücke in Bettenhausen in unseren Beiträgen 2 und 3 werden heute Exponate der Fotoausstellung aus Mittelsdorf, Kaltensundheim, Unterkatz und Helmershausen vorgestellt. Zunächst kommen wir jedoch kurz zum Thema des vorherigen Beitrages zurück. An der südlichen Flanke des Meininger Marktplatzes stand das Gasthaus „Zum Adler“. Es wurde bereits Ende der 1970er abgerissen, die Lücke besteht bis heute. Gemeint ist das Gebäude Markt 15, rechts von der Stadtkirche, zwischen der vormaligen Tourist-Information (Markt 14) und dem Gasthof Ratsstuben (Anton-Ulrich-Straße 1).

Bilder aus dem regionalgeschichtlichen Sammlungsbestand der Meininger  Museen sowie aus dem Archiv Foto-Jahn, bis 23 e, zeigen das Gasthaus im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es zählte neben der Marktschänke, heute der Herrenfriseur „Barber-Club“  und dem früheren Gasthof „Zum Hisch“, heute italienisches Restaurant "La Voglia", zu den Gaststätten am Markt. Diese vier Bilder sind nicht Teil der Ausstellung.

 

 

 

 

Auf einem Banner in der Ausstellung wird die Situation und Entwicklung im Landkreis Meiningen in den Jahrzehnten vor der Wende zusammengefasst:

 

Der Kreis Meiningen vor der Wende (Textteil 1)

Mit der Verwaltungsreform von 1952 entschied sich die DDR-Regierung ganz bewusst für die Arbeiterstadt Suhl als Bezirkshauptstadt und überließ der ehemaligen Residenzstadt Meiningen „nur“ den Status einer Kreisstadt. Deutlich kleiner als heute, umfasste der Kreis die vier Gemeindeverbände Römhild, Kaltensundheim, Obermaßfeld sowie Wasungen und hatte ca. 70.000 Einwohner. Er blieb auch nach dem Krieg größtenteils agrarisch geprägt, wenngleich sich gerade in Meiningen selbst einige größere volkseigene Industriebetriebe befanden. In Wasungen gab es eine große Tubenfabrik (Tubex), in Walldorf einen Standort für den Wohnungsbau und in Römhild und Oberweid wurden Möbel gefertigt. Von Bedeutung war auch die im gesamten Kreis verteilte Nahrungsmittelproduktion in fast jedem Dorf. 

Trotz der Randlage im äußersten Südwesten des Landes war die Kreisstadt Bahnknotenpunkt, von dem aus Schnellzüge bis nach Erfurt, Leipzig, Dresden, Berlin und weiter bis an die Ostsee fuhren. Die Fahrt mit dem Auto bis zur nördlichen Autobahn A4 über den Thüringer Wald blieb dagegen, vor allem im Winter, zeitaufwendig und manchmal abenteuerlich. Mit dem 1973 eröffneten Grenzübergang Meiningen-Eußenhausen gab es dann auch – wenn auch für viele DDR-Bürger versperrt – eine direkte Verbindung in die Bundesrepublik Deutschland im „kleinen Grenzverkehr“.

Besonders in den ersten Jahrzehnten der DDR zeigten etliche staatliche Modernisierungsprogramme für das Landleben überwiegend positive gesellschaftliche Auswirkungen, teils mit achtbaren Erfolgen bei der Versorgung der Bevölkerung, unter anderem im Gesundheitswesen. Gab es 1952 im Kreisgebiet nur 60 Ärzte, waren es 1979 schon 136, von 1.000 Säuglingen starben 1952 noch achtzig, 1977 nur noch elf. Ab 1967 bis 1980 gab es kreisweit offiziell keinen einzigen Fall von Müttersterblichkeit. Auch in kleineren Ortschaften wurden Schulbauten, Turnhallen und Kindergärten/-krippen neu errichtet. 

Eine Fortsetzung folgt im nächsten Beitrag.

 

Wie angekündigt folgen weitere Bilder und Texte aus der Ausstellung.


Mittelsdorf

Als ein Dreschmaschinist 1955 eine Handlampe mit einer 100-Watt-Birne aufs Stroh legte und frühstücken ging, brannten daraufhin in Mittelsdorf zwei Wohnungen und mehrere Scheunen nieder (oben). Heute ist davon natürlich nichts mehr zu sehen. Eingebettet in die bewaldeten Hügel der Rhön hat der Ort heute ca. 250 Einwohner und ist Bestandteil von Kaltennordheim. 


 

Bild Nr. 24: Brandstelle in Mittelsdorf, 1955, Foto: Freies Wort Suhl, Meininger Museen; 
und unten: Blick über Mittelsdorf, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen 

 

Unterkatz

Fast unverändert wirkt der kleine Ort in der Vorderen Rhön aus der Ferne, nur die Photovoltaikanlage auf dem Kulturhaus verweist auf die neue Zeit. Wie eh und je erhebt sich die Kirche auf einer kleine Anhöhe über das Dorf am Bach Katza. Der Dorfplatz mit dem Brunnen wurde nach 1989 runderneuert. Unterkatz ist heute Teil der Verwaltungsgemeinschaft Wasungen.
     

 

Bild Nr. 25: Blick über Unterkatz, 1984, Foto: Peter Ruszwurm für „Bild und Heimat Verlag“ Reichenbach, Meininger Museen; 
Mitte: Dorfplatz von Unterkatz, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen;
Und unten: Blick über Unterkatz, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen 

 

Erich Honecker in der Rhön

1963 fanden in Kaltensundheim im Kreis Meiningen die ersten Rhönfestspiele statt. Arbeiterfestspiele waren in der DDR ein beliebtes Mittel der SED-Führung zur Demonstration „der kulturschöpferischen Kräfte der Arbeiterklasse“. Aus der gesamten Umgebung wurden Transporte zum Festgeschehen organisiert. Auch zu Gast war Erich Honecker, damals noch nicht als Staatsratsvorsitzender der DDR, sondern u.a. als Sekretär des ZK für Sicherheitsfragen und hier zu sehen, scheinbar gut gelaunt, mit Pionieren aus der Region.

Alle Personen, die sich auf diesem Foto glaubhaft wiedererkennen, können sich bitte bei uns melden. Wir freuen uns auf Ihren Bericht. Kontakt a.wirth@meiningermuseen.de.    

 

 

Bild Nr. 26: Erich Honecker in Kaltensundheim (Rhönfestspiele), 1963, Foto: unbekannt;
links: Rhönbauern der LPG Frankenheim bei den Rhönfestspielen, 1963, Foto: Foto-Limbach Oberweid, beide Meininger Museen  

Bild Nr. 27: Die Siege der sozialistischen Landwirtschaft wurden mit Stolz dokumentiert. 

 

 

 

7. Beitrag: Im Grabfeld

In unserem Beitrag zur Rhön war ein kurzer Situationsbericht zur Entwicklung im Kreisgebiet begonnen worden. Angesprochen wurden im Textteil 1 die Verwaltungsreform, die Wirtschaftsstruktur und  die Versorgungssituation. 

… Besonders in den ersten Jahrzehnten der DDR zeigten etliche staatliche Modernisierungsprogramme für das Landleben überwiegend positive gesellschaftliche Auswirkungen, teils mit achtbaren Erfolgen bei der Versorgung der Bevölkerung, unter anderem im Gesundheitswesen …

Der Kreis Meiningen vor der Wende (Textteil 2)

… Verkaufsstellen für Lebensmittel gab es in fast jedem Dorf, einen fahrenden Friseur für ältere Leute und eine rollende Bibliothek in einem umgebauten Bauwagen ermöglichten kurze Wege auch beim Buchverleih. 1980 kochten im gesamten Kreisgebiet 29 Betriebsküchen täglich um die 16.300 Warmessen (inklusive für Kindereinrichtungen), was eine Versorgung von 67 Prozent aller Beschäftigten ermöglichte.

Ein beschwerliches Ärgernis an der Süd-West-Grenze blieb für die dort lebende Bevölkerung eine circa 5 km breite „Sperrzone“ vor der innerdeutschen Grenze, welche die Bewegungsfreiheit durch regelmäßige Kontrollen erheblich einschränkte, u.a. durch die Vergabe von Passierscheinen für Verwandte oder Besucher. Allein schon um im Grenzgebiet den Eindruck der Normalität zu wahren, wurde auch dort in die Infrastruktur investiert. Beispielsweise im Dorf Frankenheim, wo es bis 1980 90 neugeschaffene Kindergarten- und 45 neue Krippenplätze sowie den Neubau einer Polytechnischen Oberschule, als auch Zweigstellen des VEB Stahlgabelwerkes und des VEB Röme-Möbel gab. Einige Produktionsstandorte verlegte man gezielt in ländliche Gebiete, um der Bevölkerung weite Arbeitswege zu ersparen. Zudem fasste man u.a. durch Enteignungen private Landflächen zu gemeinschaftlich bewirtschafteten LPG´s zusammen, zu nah an der Grenze gelegene Einzelgehöfte wurden geschleift. All die Maßnahmen ermöglichten auch eine bessere Kontrolle der Bevölkerung.


Auch aus dem Grabfeld werden Bilder in der Fotoausstellung der Meininger Museen gezeigt. Zum Vergleich - Damals und Heute – war Jens Brautschek mit dem Fotoapparat in Bibra unterwegs. Weitere Aufnahmen nehmen uns mit in die 1980er Jahre nach Bauerbach und ??

 

Bibra

Dieses Dorf im Grabfeld am gleichnamigen Bachlauf ist um etliche Neubauten und Eigenheime am Ortsrand gewachsen. Mit der Burg, dem Unteren Schloss und der Dorfkirche St. Leo besitzt es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten. Hinzugekommen ist die Streckenführung der oberhalb des Ortes neu angelegten Bundesautobahn 71 bis zur Südeinfahrt des Tunnels Eichelberg etwas weiter nördlich.  

 

 

Bild Nr. 28: Blick über Bibra, 1977, Fotograf: unbekannt, Meininger Museen
Bild Nr. 29: Blick über Bibra, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen


Bauerbach

Bild Nr. 30: Bauerbach, Straße vor dem Schillerhaus, 1987, rechts der Konsum: Postkarte vom Auslese-Bild-Verlag Bad Salzungen, Sammlung Meininger Museen

 

 


Wiedererkannt? 

Bild Nr. 31: Manches Dorf im Grabfeld (und auch in der Rhön)  lag vor dem Jahr 1990 direkt an der innerdeutschen Grenze, was für die Bewohner zahlreiche Einschränkungen mit sich brachte. So waren auch bei diesem Foto, kurz nach der Eröffnung eines Kulturhauses im Sommer 1971, Gäste in Uniformen der Grenztruppen anwesend. Heute befindet sich im ehemaligen Kulturhaus ein Gasthof, welcher nach der politischen Wende umfangreich saniert wurde. 

 

 

In welchem Dorf wurde diese Gasthausszene 1971 im Kulturhaus aufgenommen?

 

8. Beitrag: Kontinuität

Immer wieder war während unseres digitalen Rundganges von gravierenden Veränderungen und dem Verlust historischer Bausubstanz die Rede. Heute präsentieren wir an Hand von Exponaten der Ausstellung Situationen, die den Erhalt und die Sanierung von Gebäuden und Ensembles belegen. 

Als Gebäude erhalten geblieben ist auch das Kulturhaus in Behrungen, nach dem wir im vorherigen Beitrag gefragt haben. Zum aktuellen Gaststättenbetrieb fanden wir bislang allerdings keine Angaben. Wir hoffen jedoch, dass der Gasthof eine gute Zukunft hat.

Bild Nr. 32: Kulturhaus Behrungen nach der Einweihung, 1971, Foto: WTZ, Meininger Museen;
und unten: Ortsmitte von Behrungen mit Gasthof „Zur Henne“, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen 

 

 

Bildimpressionen aus Meiningen und Wasungen

Bild Nr. 33: Buchhandlung Georgstraße, Foto Rolf Morawa, Quelle MM
Bild Nr. 34: Stadtapotheke Feb. 2020, Foto Jens Brautschek, M.M.

 


Bild Nr. 35: Henfling-Oberschule, Foto Carola Abel, Quelle MM
Bild Nr. 36: Volkhochschule Aug. 2019, Foto Jens Brautschek, M.M.

 


Bild Nr. 37: Rathaus Wasungen, 1984, Foto Peter Ruszwurm für „Bild und Heimat Verlag“ Reichenbach, Meininger Museen
Bild Nr. 38: Rathaus Wasungen, 2019, Foto Jens Brautschek, Meininger Museen

 

 

Rathaus Wasungen

Wasungen war eine von drei Städten im damaligen Kreisgebiet. Hier gab es besonders viele Fachwerkbauten. Der Sanierungsbedarf war schon immer hoch. Die meisten, wie auch das 1534 errichtete Rathaus mit seinem charismatischen Erker mitten im Ort, erstrahlen heute in frischen Farben. Hier befindet sich zudem die örtliche Sparkassenfiliale. Der seit 1524 begangene Wasunger Karneval ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Damit sind wir schon mitten in einer Überleitung zum nächsten Beitrag: Denkmalpflege.

 

Beitrag 9: Denkmalpflege

In einem Ausstellungstext geht Kurator Jens Brautschek auf die städtebauliche, soziale und wirtschaftliche Situation in der Meininger Innenstadt ein:

 

Meiningens Altstadt vor der Wende

Das Schicksal der Meininger Altstadt ähnelte dem vieler vergleichbarer Stadtkerne in der DDR. Mit dem staatlichen Wohnungsbauprogramm von 1972 beschloss die Regierung endgültig, sich auf den Neubau in Plattenbauweise zu konzentrieren und die Sanierung der bestehenden Bausubstanz nicht in gleicher Weise zu fördern. Das war aufgrund des enormen Wohnungsnotstandes die schnellste und wohl auch unumgängliche Zielvorgabe, da die Altbauten nach dem Krieg oftmals in privater Hand verblieben und die festgeschriebenen Mieteinnahmen eine Sanierung in der Regel nicht erwirtschafteten. Zudem bildeten die Altstädte historisch gewachsene Zentren mit Geschäften und Straßenzügen, die den städteplanerischen Handlungsspielraum von vornherein begrenzten.

So auch in Meiningen, das beispielweise 1909 noch zirka 95 Gast- und Schankwirtschaften besaß. Gerade in der südlichen Altstadt standen eher bescheidene Bürger- und Handwerkerhäuser, durchzogen von kleineren Gassen, Geschäften und Betrieben. 1949 existierten in der Reusengasse noch 46 Haushalte. Zudem befand sich dort die Likörfabrik Merkel, in der um die 20 Mitarbeiter Magenbitter und Rhöntropfen destillierten, bevor die Produktion 1975 an einen anderen Ort verlegt wurde. Das Kernstück des Viertels bildete der Töpfemarkt, auf dem 1955 erstmals das gleichnamige Fest stattfand. Vor allem aber fielen die westlichen und südlichen Wohnquartiere, vom großen Stadtbrand 1874 noch verschont geblieben, ab 1985 den Neubauplanungen zum Opfer, so in der Mauer- und Burggasse, rund um den Platz an der Kapelle und in der Anton-Ulrich-Straße. 

Ersetzt wurden diese Gebäude zum Teil durch eine speziell für innerstädtische Bedürfnisse entworfene Plattenbauweise für Wohnkomplexe. Mit Verfüllungen im Bereich Maßfelder Weg, Steinweg und der Bechsteinstraße verschwand 1960 auch der größte Teil des Marktwassers aus dem Stadtbild. Großen Wert legte man auf die Umbenennung öffentlicher Straßen und Plätze im sozialistischen Sinne, wie die des zentral gelegenen Marktes in Platz der Republik 1950. Mit einer veränderten Verkehrsführung ab den 1970er Jahren wurde dieser weitestgehend zur Fußgängerzone. 

Fehlende Geldmittel bei privaten Eigentumsverhältnissen waren ebenso ein Grund für die Vernachlässigung von Altbausubstanz wie der chronische Mangel an Baumaterialien. Hier manifestierte sich im Laufe der Jahrzehnte für jeden sichtbar der wachsende Ressourcenmangel des gesamten Landes. Die 1987 erstmals in Erscheinung tretende Bürgerinitiative „Alt-Meiningen darf nicht sterben“ und weitere Bürgerproteste 1989 erreichten einen sofortigen Abrissstop, konnten aber einen weiteren Verlust der Altstadt nach der Wende nur teilweise verhindern.

 

 

Bild Nr. 39: Team des VEB Denkmalpflege in der Meininger Schlosskirche, Fotograf unbekannt, Sammlung Meininger Museen

 

 

Ziel der Denkmalpflege ist die Erhaltung von Aussehen, Konstruktion und Funktion eines historischen Gebäudes, möglichst mit der erhaltenen Substanz aus der Zeit der Erbauung oder einer anderen besonders prägenden Epoche.

Als bedeutendes Beispiel für denkmalpflegerische Sanierung in den vergangenen Jahrzehnten haben wir bereits im vorherigen Beitrag das Rathaus in Wasungen gezeigt.


Bild Nr. 37: Rathaus Wasungen, 1984, Foto: Peter Ruszwurm für „Bild und Heimat Verlag“ Reichenbach, Meininger Museen
Bild Nr. 38: Rathaus Wasungen, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

Die denkmalgeschützte Wasunger Altstadt ist durch eine Vielzahl von hennebergisch-fränkischen Fachwerkbauten gekennzeichnet. Um den Marktplatz gruppieren sich Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Architektonischer Höhepunkt dieses Platzes ist das von 1532 bis 1534 errichtete Rathaus, ein dreigeschossiger Fachwerkbau mit Erker. 

 

Die Ausstellung zeigt weitere gelungene Beispiele für die Sanierung historischer Gebäude unter Beachtung einer modernen Nutzung wie auch denkmalpflegerischer Belange. Diesmal zeigen wir zuerst die heutige Situation und blicken dann zurück.

Bild Nr. 40: Kaserne und Justizgebäude 2016, Foto: Manfred Koch, Meininger Museen
Bild Nr. 41: Hauptkaserne, 1989, Foto: Roland Reißig, Sammlung Roland Reißig

 

Justizzentrum Meiningen

1867 von Baurat Otto Hoppe als Meininger Hauptkaserne errichtet, erwarb der Freistaat Thüringen 1993 das ca. 5 ha große Gelände. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten (oben) wurde das Justizzentrum 2001 übergeben. Der alte Backsteinbau konnte dabei auf dem Gelände zwischen den Neubauten gut integriert werden. Die Baukosten betrugen ca. 70 Mio. DM. Heute arbeiten dort ca. 300 Menschen.

Bild Nr. 42: Hotel Sächsischer Hof 2020, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen
Bild Nr. 43: HO Hotel Sachsicher Hof 1980er Jahre, Fotograf unbekannt, Sammlung Meininger Museen

 

 


Beitrag 10: Neubauten

Dieser Beitrag geht mit Ausstellungstexten, Erläuterungen sowie Bildern aus der Ausstellung auf Neubauten in Meiningen vor und nach der Wende ein.

 

Bild Nr. 44: Neubaugebiet Kalininring, ca. 1978, Foto: Kurt Koschella, Meininger Museen 
Bild Nr. 45: Neubaugebiet Utendorfer Straße, ca. 1980, Foto: Peter Ruszwurm, Meininger Museen

 

Nördliches Stadtgebiet

Gewerbe und Konsumkomplexe siedelten sich vor allem in den Gewerbegebieten und an den großen Ausfallstraßen der Stadt an, wie hier an der Kreuzung Leipziger Straße / Jerusalemer Straße. Ab 1995 nutzte das Landratsamt Meiningen die ehemaligen Verwaltungsgebäude des Robotron-Werkes im Stadtteil Jerusalem. Die gleich nebenan neuerrichtete Multihalle erhielt 1998 den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau.

Stadtteil Jerusalem

Die beiden Neubaugebiete Utendorfer Straße und Kiliansberg (fast ausschließlich Plattenbauten) wurden bis 1984 fertigstellt. Dort lebten bis 1989 ca. 6.000 Menschen. Nach der politischen Wende kam es zu umfangreichen Abrissen und Sanierungsarbeiten, so dass mit Einkaufsmöglichkeiten, pädagogischen Einrichtungen und dem Landratsamt ein intakter Stadtteil verblieben ist.

 


Bild Nr. 46: Ortsteil Jerusalem, ca. 1984, Foto: Peter Ruszwurm, Meininger Museen
Bild Nr. 47: Ortsteil Jerusalem, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

 

 

Nonnenplan und Kirchgasse

Eine behutsame Restaurierung (Nonnenplan 4) und eine Neubebauung nebeneinander findet man am Nonnenplan, einem der ältesten Stadtplätze. Bis zur Kirche hin wurden alle alten Häuser durch ein Wohn- und Geschäftshaus komplett ersetzt. In der Kirchgasse wurden die alten Häuser gegenüber restauriert.
   

  

 

Bild Nr. 48: Kirchgasse nach Norden, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen
Bild Nr. 49: Kirchgasse 1970er Jahre, Foto: Hartmut Pfannschmidt, Sammlung Hartmut Pfannschmidt

Anton-Ulrich-Straße

Als südliche Verlängerung der (damals noch befahrbaren) Haupteinkaufsstraße befanden sich hier schon immer Geschäfte, wie z. B. ein Fleischer, ein Herrenbekleidungsgeschäft oder Die Schallplatte. Der Abriss dieser Altbauten inkl. dem Gasthaus Zur Meise und die Errichtung eines hierfür eigens angepassten Wohnblocks bis hin zum Platz an der Kapelle ließ von der Meisengasse nur eine Durchfahrt übrig.

 

 

Bild Nr. 50: Anton-Ulrich-Straße Westseite, 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen
Bild Nr. 51: Abrissarbeiten Anton-Ulrich-Straße, 1981, Fotograf unbekannt, Meininger Museen

 

 

Beitrag 11: Allerlei

In unserem vorletzten Beitrag zur Sonderausstellung wollen wir vor allem die Bilder sprechen lassen. Dabei starten wir mit einer kolorierten Postkarte, die um 1900 eine Vision von Meiningens Hauptstraße, der Georgstraße, eröffnet, die der Phantasie der damaligen Zeit entsprang (Bild Nr. 52).

 

 

Eine Vision ist auch dieser Entwurf für die Neubebauung eines Fabrikstandortes nahe der Meininger Altstadt geblieben (Bild Nr. 53). Allerdings ist an gleicher Stelle, zumindest teilweise, ein anderes Neubauprojekt verwirklicht worden. 

 

 

 

 


Diese Ortschaft bei Meiningen wurde in den 1970er Jahren aufgenommen (Bild Nr. 54). Wiedererkannt?

 


Auch die folgenden Aufnahmen (Bild Nr. 55 bis 57) entstanden in den 1960er bis 1980er Jahren. Gern laden wir hier nochmals zum Grübeln ein, um welche Straßenzüge in Meiningen es sich handelt. Das Plakat zur Ausstellung (Bild Nr. 58) zeigen wir an dieser Stelle, denn darauf sind zwei markante, jedoch vor Ort nicht nebeneinanderstehende Gebäude der Meininger Altstadt in ihrem Zustand vor der Wende zu sehen. Stehen die Gebäude noch immer?

 

 

 

Beitrag 12: Finissage digital und Neustart vor Ort

Liebe Besuchende unseres digitalen Ausstellungsrundganges,

wir hoffen, mit unserem digitalen Rundgang durch die Fotoausstellung zur Stadtarchitektur  vor und nach 1989 „Meiningen vor der Wende und heute“ ihr Interesse an diesem Thema geweckt bzw. auch bedient zu haben. Natürlich zeigt und erklärt die Ausstellung viel mehr als das, was wir in den 12 Beiträgen unter dem Motto „Wiedererkannt?“ vorlegen können. 

Die Verschiebung des Ausstellungskalenders der Meininger Museen führt dazu, dass diese Sonderausstellung noch bis 6. September bestehen bleibt. Sie kann täglich außer montags im Zeitraum 10 bis 18 Uhr besichtigt werden; auch an Feiertagen in Thüringen.

 

Im vorherigen Beitrag hatten wir nochmals zum Grübeln über die gezeigten Bilder angeregt. Das Bebauungsmodell entstand im Zuge der Neugestaltung des Geländes der Meininger Wurstbetriebe Auf dem Mittleren Rasen Ende der 1990er Jahre. Dieser Vorschlag von "Seiler und Seifert, Diplomingenieure und Architekten" wurde jedoch nicht umgesetzt. Das Modell der Firma Röder Modellbau, um 1994, Sammlung Meininger Museen, zeigt ein Tagungszentrum mit Hotel und eine Markthalle mit Wochenmarkt. Entstanden sind in diesem Gelände, einer anderen Planung folgend, eine Tiefgarage, eine Seniorenwohnanlage und weitere Wohnungen. Noch heute ist das Gelände nicht vollständig bebaut. 

Die Ortschaft, die sich am Fuße das Dolmar in das Tal der Helba schmiegt, ist Utendorf. Das Foto aus den 1970er Jahren (Bild Nr. 54) verdanken wir Rolf Kornmann.

 

Die Gruppe jugendlicher Radfahrer, die auf einem weiteren Bild gezeigt wurde, hat Carola Abel in den 1980er Jahren in der Schlossgasse fotografiert (Bild Nr. 55). Eine Vergleichsaufnahme, die Jens Brautschek 2019 gemacht hat, zeigt die erheblichen Veränderungen in der Bebauung dieser Gasse. Auch die Radfahrer von damals haben sich sicher mittlerweile stark verändert. Dazu liegt den Museen jedoch kein Foto vor.

Bild Nr. 55: Schlossgasse 1980er Jahre; Foto Carola Abel, Meininger Museen
Bild Nr. 59: Schlossgasse 2019, Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

 

 

Bereits in den 1960er Jahren entstand die stimmungsvolle winterliche Farbaufnahme vom mittleren Abschnitt der Mauergasse, die Hartmut Pfannschmidt aus Meiningen mit seinem Fotoapparat festgehalten hat.

 

 

Bild Nr. 56: Ernestinerstraße, ca. 1980; Foto: Jürgen Weis, Stadtarchiv Meiningen
Bild Nr. 57: Mauergasse ca. 1960; Foto Hartmut Pfannschmidt, Meininger Museen

 

Das Plakat zur Sonderausstellung zeigt links das Gebäude Schweizergasse 2, das Mitte der 1980er Jahre abgerissen wurde und rechts das heute noch existierende Gebäude Töpfemarkt 6. Die verwendeten Fotos zeigen wir hier unbeschnitten und in Gegenüberstellung zur heutigen Ansicht der Standorte.

Bild Nr. 58: Plakat zur Sonderausstellung; Entwurf Ines Ulbrich, Schmalkalden

Bild Nr. 60: Reussengasse, Blick auf Gebäude Töpfemarkt 6, 1980er Jahre; Fotograf unbekannt, Meininger Museen
Bild Nr. 61: Reussengasse, Blick Gebäude Töpfemarkt 6, 2019; Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

 

 

 

Bild Nr. 62: Schweizergasse, Ecke Mauergasse, 1980er Jahre; Foto: Kurt Koschella, Meininger Museen
Bild Nr. 63: Schweizergasse, Ecke Mauergasse, 2019; Foto: Jens Brautschek, Meininger Museen

 

Auch wenn die Ausstellungen der Meininger Museen zu Karikaturen zur jüngeren deutschen Geschichte schon einige Monate zurückliegt, möchten wir auf Grundd der thematischen Nähe an die damit verbundene Publikumsaktion „Das wäre mir eine Karikatur wert!“ erinnern. Besucher waren die eigenen Erinnerungen und Erlebnisse angesprochen worden mit dem Ziel, Selbsterlebtes aus der DDR- und Wendezeit in Form von Anekdoten oder Kurzgeschichten festzuhalten. 

Aus diesen Geschichten gestaltete der vielbeschäftigte und preisgekrönte politische Karikaturist RABE entsprechende Zeichnungen.

RABE-Karikaturen -->

 

Unseren digitalen Ausstellungrundgang beenden wir mit einem Schnappschuss von Jürgen Weis. Die originelle Aufnahme zeigt Schloss Elisabethenburg, also das Gebäude, in dem auch die Ausstellung zu sehen ist, während der Fassadenrenovierung 1989 am sogenannten Schlossrundbau.

 

Bitte nutzen Sie die sich bietenden Gelegenheiten bis 6. September, sich die Ausstellung im Original anzusehen.

 

Und bleiben Sie gesund!

Ihre Meininger Museen

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